Joachim Fischer
· 02.02.2023
Der Audi Q3 Sportback ist ein bildschönes Automobil. Kann er den überwältigenden ersten Eindruck als 35 TDI Quattro S-Tronic mit 150 PS bestätigen? Der GUTE FAHRT-Test zeigt es
Manchmal macht es einfach „Klick“. Der Blick ist gefesselt. Die Augen folgen betörenden Linien, bleiben an kleinen, feinen Details hängen, um dann wieder bewundernd über das große Ganze zu streichen. Man hat sich verliebt – in eine Skulptur auf Rädern, ein Automobil. Audi beherrscht diese spezielle Form der Bildhauerei besonders gut. Der A5 und sein Cabriolet, der A7 Sportback, der E-Tron GT Quattro, oder auch der Q3 Sportback sind Paradebeispiele. 2019 launchte Audi das kompakte Crossover-SUV auf Basis des Bestsellers Q3 und erschloss sich damit zusätzlich die besonders designaffine Klientel. Nun ist gerade das besonders Schöne aber meist nicht günstig. Das gilt leider auch für den Q3 Sportback. Ist das Budget begrenzt, sollte man sich dennoch nicht gleich entmutigen lassen, sondern Sparpotenziale heben. Es muss ja nicht immer gleich der RS Q3 Sportback mit dem legendären Fünfzylinder sein.
Beginnen wir also bescheidener. In der Basis-Ausstattung verlangt Audi im Vergleich zum herkömmlichen Kompakt-SUV Q3 für den hinreißenden Sportback akzeptable 1.650 Euro Aufpreis. Die verfügbaren Motorisierungen beginnen mit dem handgeschalteten, 150 PS starken 35 TFSI-Benziner ab 39.300 Euro. Der gleich starke Diesel 35 TDI mit Sechsgang-Schaltung kostet mindestens 41.500 Euro. Für Vielfahrer, die häufig schneller auf der Autobahn unterwegs sind, kann der Selbstzünder auch heutzutage noch Sinn machen, da der Diesel nach WLTP rund 1,5 Liter weniger Kraftstoff pro 100 Kilometer verbraucht als der gleich starke Benziner. Bei höheren Tempi und sportlicher Fahrweise steigt die Verbrauchsdifferenz sogar noch weiter an.
Das Fahrprofil passt zu dem Ihren? Dann sollten Sie überlegen, ob für Sie als Vielfahrer nicht auch die 7-Gang S-Tronic und der Quattro-Allradantrieb sinnvoll wären. 45.500 Euro lautet dann der Einstandspreis. Und was kann ein solcher Q3 Sportback 2.0 TDI Quattro S-Tronic – außer hinreißend auszusehen? Um es schon mal vorwegzunehmen: eine ganze Menge! Beginnen wir bei seinem sparsamen und obendrein dank Twin-Dosing-Kats mit AdBlue-Einspritzung supersauberen Triebwerk. Der Zweiliter-Diesel mit VTG-Lader und Ladeluftkühlung leistet 150 PS und satte 360 Nm maximales Drehmoment zwischen 1.600 und 2.750 Umdrehungen pro Minute. Das befähigt ihn zu einem Standard-Sprint aus dem Stand auf 100 km/h in 9,5 Sekunden, die Vmax ist mit 201 km/h angegeben. Der Überholsprint von 80 auf 120 km/h ist in 6,8 Sekunden erledigt. In Anbetracht seiner mindestens 1.735 Kilo Grundgewicht inklusive 75-Kilo-Fahrer sind das ordentliche Werte. Doch sagen sie nicht alles aus, denn im Alltagsbetrieb hängt der Sportback aufgrund seines hohen Drehmoments schon ab 1.600/min druckvoll am Gas. Erst oberhalb von etwa 160 km/h geht ihm etwas die Puste aus und er braucht Anlauf bis zur Vmax.
Wer sportlich unterwegs sein will, sollte den siebengängigen, blitzschnell und absolut ruckfrei agierenden Doppelkupplungsautomaten S-Tronic auf der Sportstellung S einloggen, dann schaltet er später hoch und früher herunter, was dazu führt, dass man besonders oft im Bereich des höchsten Drehmoments unterwegs ist.
Im Getriebe-Programm D wird hingegen aus Effizienz- gründen stets die höchstmögliche, drehzahlsenkendste Fahrstufe eingelegt. Das fördert entspanntes Dahinrollen, begleitet vom sonoren TDI-Sound, der nur im Standgas überraschend präsent ist. Ein echtes Wohlfühl-Feature, das man unbedingt mit auf die Wunschliste setzen sollte, ist das optionale adaptive Fahrwerk für 980 Euro (oder im Dynamik-Paket für 820 Euro), das statt des beim Sportback serienmäßig installierten Sportfahrwerks im Testwagen verbaut war. Mit seiner weiten Spreizung zwischen den Einstellungen Dynamic und Comfort kann es per Touch-Befehl in den Serien-Fahrprofilen nach Lust und Laune variiert werden. Von komfortabel abrollend bis sportlich straff ist alles drin – auch individuelle Abstimmungen. So ausgerüstet geht der Sportback mit seinen optionalen 18-Zoll-Rädern – 19 Zoll wären ohne größeren Komfortverlust von der Optik her noch besser – wieselflink um die Ecken, überzeugt auch dank des Quattro-Antriebs mit einem extrem neutralen Fahrverhalten und schier unerschöpflicher Traktion. Unterstützt wird die Fahr-Performance durch die feinfühlige, exakt und direkt ausgelegte Serien-Progressivlenkung. Es macht einfach Laune, mit dem Sportback über kurvige Landstraßen zu fegen.
Audi Q3 Sportback 35 TDI Quattro S-Tr. Motor
Vierzylinder-Diesel mit Turboaufladung und LLK, vorn quer eingebaut, 16V, Rollenschlepphebel, zwei oben liegende Nockenwellen (DOHC) mit Zahnriemenantrieb, zwei Ausgleichwellen, CR-Direkteinspritzung, Oxi-Kat, ND- und HD-Abgasrückführung, DPF, Twindosing (2x SCR-Kat & AdBlue-System (Tank: 18 l), Start-Stopp-System, Rekuperation, Abgasnorm Euro 6d-ISC-FCM
Karosserie
Viertüriges Kompakt-SUV, Stahl, verzinkt, fünf Sitze, LxBxH 4.500 x 1.843 x 1.567 mm, Radstand 2.680 mm, Spur v/h 1.584/1.576 mm, cW-Wert 0,34, Leergewicht (inkl. Fahrer, 75 kg) 1.735 kg, maximal zulässiges Gesamtgewicht 2.200 kg, Zuladung 540 kg, Kofferraum 530 bis 1.400 l, Höhe Ladekante 790 mm, Anhängelast (bis 12 %) 2.200 kg, zul. Dachlast/ Stützlast 75/90 kg, Tank 58 l
Leistung
Assistenten
Serie:
Optional (Auswahl):
Fahrwerk
McPherson-Federbeine vorn, Vierlenker-Hinterachse, Stabi vorn/hinten, elektromechanische Progressivlenkung, Scheibenbremsen rundum, ESC, hydraulischer Bremsassistent
Räder (Q3 SB 35 TDI Q. S-Tr.): 215/65 R 17 auf 7 J x17 Zoll Alufelgen im 5-Doppelspeichen-Design
Testwagen: 235/55 R 18 auf 7 Jx18 Zoll Alufelgen im 5-Y-Speichen-Design
Kraftübertragung
Quattro-Allradantrieb, 7-Gang-S-Tronic
Übersetzungen: 1.-7.: 3,58; 2,75; 1,68; 0,89; 0,68; 0,72; 0,56; R: 2,90;
Achse 1.-5./6.-7./R.: 4,81/3,67
Fahrleistungen – GF-Messwerte
Beschleunigung
0 - 60/80 km/h – 4,2/6,4s
0 - 100/120 km/h – 9,5/13,2s
0 - 140 km/h – 18,8s
80 - 120 km/h – 6,8s
Tachoanzeige 100 = eff. 98 km/h; Vmax= 201 km/h
Verbrauch Diesel EN 590 (Liter pro 100 km)
Testverbrauch 6,6
Minimum 5,3
Maximum 8,2
Kombiniert (WLTP) 5,9
CO2(WLTP) 154 g/km
Jahreskosten
Kfz-Steuer = 321 Euro Typklasse
Haftpflicht/TK/VK = 15/23/20
Konnektivität
Serie:
Optional:
Preise (in Euro)
Auf der Autobahn läuft das schicke SUV-Coupé dagegen stoisch geradeaus, federt Querfugen sauber heraus und lässt sich auch von Spurrillen nicht aus der Ruhe bringen. Die Bremsen sind von zupackender Natur, fadingresistent und am Pedal fein dosierbar. In der City fährt sich der Crossover wendig, passt mit seinen 4,5 Metern Länge in nahezu jede Parklücke. Nur die Sicht nach hinten ist durch das heruntergezogene Dach etwas eingeschränkt, weshalb man als Extra die Einparkhilfe Plus für 750 Euro in Betracht ziehen sollte.
Sparsam und dynamisch
Zum Verbrauch: Im gemischten Testbetrieb genehmigte sich der sparsame Selbstzünder im Schnitt 6,6 Liter Diesel pro 100 Kilometer, bei zurückhaltender Fahrweise kann man auch mit gut fünf Litern hinkommen. Auf schnellen Autobahnetappen werden auch mal über acht Liter anfallen, doch gerade hier sind vergleichbar motorisierte Benziner wesentlich durstiger. Eine realistische Einschätzung der persönlichen Fahrweise liefert hier wichtige Entscheidungshilfe, ob TDI oder TFSI. Die Qual der Wahl hat man natürlich auch bei den Sonderausstattungen, mit denen Audi gleich palettenweise lockt. Da wir aber nun einmal mit der Basis-Version des Sportback den budget-sensiblen Ansatz gewählt haben, ist hier eine kluge Auswahl gefordert. Schließlich soll am Ende ja ein Traumwagen und kein Verzichtsmobil im Designerkleid herauskommen.
Auf den Kontrast achten
Beginnen wir außen. Das wunderschön gezeichnete SUV-Coupé braucht hier eigentlich nicht viel. Das elegant abfließende Dach mit dem großen, die Linie streckenden Spoiler, die „schnellen“ C-Säulen, die kecke Fenstergrafik über den muskulös ausgestellten Radhäusern, die eingezogenen Flanken – hier passt einfach alles. Nur die Serien-17-Zöller gehen gar nicht. 18 Zoll sind das Minimum, 19 Zoll werden dem sportlichen Charakter des Sportback am ehesten gerecht. Die Auswahl ist groß, zwischen 1.400 und 2.300 Euro müssen hier je nach Design angelegt werden. Ganz wichtig ist auch die Lackfarbe. Pulsorange für 345 Euro, der Testwagen-Ton, ist eine gute Wahl, doch vielleicht nicht jedermanns Geschmack. Achten sollte man jedoch darauf, dass die Kunststoffbeplankungen an Radhäusern, Schwellern, Front und Heck mit der Lackfarbe kontrastieren. Das bringt diese Details besser zur Geltung. Ein „must have“ sind auch LED-Scheinwerfer sowie LED-Heckleuchten mit dynamischen Blinkern hinten für 890 Euro und die vollelektrischen Außenspiegel für 220 Euro.
Etwas Sitz-Luxus darf sein
Im Audi-typisch piekfein verarbeiteten und schon ab Werk attraktiv gestalteten Innenraum mit feinen Materialien kann man natürlich für Leder und anderen Luxus eine Menge Geld versenken – muss man aber nicht. Das Ambiente-Lichtpaket Plus für 350 Euro und die Alu-Optik im Interieur für 90 Euro bringen schon Stimmung in die Bude. Hinten würden wir die serienmäßig längsverschiebbare Rücksitzbank Plus um die Mittelarmlehne mit Cupholdern für 120 Euro erweitern.
Für vorne sollten gerade Vielfahrer über Sportsitze (310 Euro) mit Sitzheizung (340 Euro), 4-Wege-Lendenwirbelstütze (265 Euro) und elektrischer Verstellung für die Fahrerseite (385 Euro) nachdenken. Dazu passt prima das 3-Speichen-Lederlenkrad mit Multifunktion Plus und Schaltwippen (260 Euro). Nicht vergessen: die Komfort-Mittelarmlehne vorne (155 Euro) und die 2-Zonen-Klimaanlage für 590 Euro. „Nice to have“ wären Komfortg schlüssel (410 Euro), elektrische Heckklappe (490 Euro) und das Gepäckraumpaket (210 Euro). Kommen wir nun zu den zwar tollen, aber auch kostenträchtigsten Extras: Assistenz und Infotainment. Spurhalte-, Totwinkel- und Notbrems-Assistent sind serienmäßig an Bord. Ergänzen könnte man das Trio sinnvoll um den adaptiven Geschwindigkeitsassistenten (690 Euro), der auf Langstrecken Entspannung bringt. Wer das erwägt, kann aber auch gleich das Assistenz-Paket für 1.420 Euro nehmen, das den vernetzten Adaptiven Fahr-, Notfall- und Fernlichtassistenten sowie die Einparkhilfe Plus (allein 750 Euro) enthält. Für das Infotainment gilt: Radio, DAB+, eine Telefon-Bluetooth-Schnittstelle und USB-C-Ladebuchsen sind ab Werk vorhanden, das Virtual Cockpit kostet 180 Euro. Die empfehlenswerte Phone Box mit Qi-Lader und Anbindung an die Fahrzeugantenne gibt es einzeln für 400 Euro.
Teures Infotainment
Das Smartphone Interface (535 Euro) bindet das Handy komfortabler ein, erlaubt per Kabel auch Handy-Navigation, Handy-Sprachbedienung und App-Einbindung. Soll dies bei neueren Apple-Smartphones kabellos klappen, muss zumindest die MMI-Navigations-Vorbereitung (825 Euro) oder gleich die ganze MMI Navigation Plus für 2.265 Euro geordert werden. Die beinhaltet dann auch die Sprachbedienung, Verkehrszeichenerkennung und viele Connect-Dienste wie etwa die Online-Verkehrsdaten – die komplexeste und beste Lösung, aber auch ein Mega-Stück vom Budget-Kuchen.
Rechnen wir grob zusammen: Zum Grundpreis des Audi Q3 2.0 TDI Quattro S-Tronic von 45.500 Euro kommen in unserem Fall noch einmal Extras im Wert von etwa 8.500 Euro – ohne MMI Navigation. Das macht 54.000 Euro. Sicher kann man hier und da noch etwas aussortieren, doch essentielle Abstriche sollte man nicht machen. Da stellt sich eher die Frage, ob Quattro-Antrieb und S-Tronic wirklich sein müssen. Die würden noch einmal 4.000 Euro einsparen und den Preis auf rund 50.000 Euro senken. Das ist zwar immer noch eine Menge Geld, doch dafür gibt es ein traumhaft schönes Automobil mit wirklich guter Ausstattung. Und außerdem: Wahre Liebe kennt keine Limits ...
Test kompakt
Der Audi Q3 Sportback ist vielleicht das schönste kompakte SUV-Coupé, das es derzeit zu kaufen gibt. Mit dem 150 PS und 360 Nm starken 2.0 TDI, Quattro-Allradantrieb sowie 7-Gang-S-Tronic ist er ein echter Alleskönner, mit dem im Alltag keine Abstriche gemacht werden müssen. Fazit: Mit einer klug zusammengestellten Ausstattung reicht auch das Basis-Modell zum Glücklichwerden.