Audi Q3 | Sportback S-Line 45 TFSI Quattro S-Tronic - Der Schöne und das Biest

Joachim Fischer

 · 10.02.2023

Audi Q3 | Sportback S-Line 45 TFSI Quattro S-Tronic - Der Schöne und das BiestFoto: Jan Bürgermeister

Das Top-Modell 45 TFSI des Q3 Sportback ist nicht nur wunderschön, sondern auch schnell. 245 PS, 370 Nm, Quattro-Allradantrieb und 7-Gang-S-Tronic – eine echte Versuchung für Petrolheads

Fahrdynamisch macht dem Q3 Sportback 45 TFSI Quattro S-Tronic so schnell keiner was vor – Sportfahrwerk und Progressivlenkung sind Serie, noch spaßiger wird es mit dem Adaptiv-Fahrwerk, enthalten im Dynamik-Paket
Foto: Jan Bürgermeister

Es gibt Automobile, die begeistern auf den ersten Blick. Der Audi Q3 Sportback ist so ein Wagen. Die meisten Kompakt-SUV kommen eher rundlich und glattgelutscht daher. Ganz anders der Q3 Sportback. Er zeigt ganz bewusst Kante – besonders in der sportlichen S-Line-Ausstattung, die mit alufarbenen Einlegern an Front, Heck und Schwellern zusätzlich Akzente setzt. Unser Testwagen kam so ausstaffiert und zudem in aufregendem „Tangorot“ lackiert, was inzwischen aber leider nicht mehr in der regulären Farbtabelle zu finden ist. Alternativen wären – sofern man keine „graue Maus“ sein und Mut zur Farbe beweisen will – das sportliche „Pulsorange“ für günstige 345 Euro oder „Misanorot Perleffekt“ für sündteure 2.700 Euro.

Doch einerlei, ob man auffällige oder doch lieber gedeckte Farben bevorzugt, ein Hingucker ist der Q3 Sportback immer. Mit seinem mächtigen Octagon-Grill und den prägnanten Lufteinlässen zeigt er eine wuchtige Front. Das Heck mit dem großen, dunkel abgesetzten Diffusor ist stämmig ausgeprägt. Doch die eigentliche Schokoladenansicht des Sportback ist die von schräg hinten oder direkt von der Seite. Der Body ist muskulös, die kräftigen Einzüge über den Schwellern proportionieren die Flanken. Die Radhäuser sind vorne wie hinten knackig kantig ausgestellt, die Überhänge kurz. Das flache Glashaus wird gekrönt von einem echten „Sahnehäubchen“. Das wunderschön coupéhaft nach hinten abfließende Dach stützt sich auf sehr schräg gestellte, filigrane C-Säulen, ein großer, keck geschwungener Dachspoiler mit seitlichen Aerodynamik-Elementen bildet den Abschluss. Einfach traumhaft – das Design zeigt Charakter, Kraft und Eleganz.

Ein Kraftpaket unter der Haube

Zugegeben, Schönheit liegt im Auge des Betrachters. Man kann hier unterschiedlicher Ansicht sein. Deshalb wollen wir uns nun den Messwerten zuwenden, die nicht diskutabel sind. Angetrieben wurde unser Test-Q3 Sportback vom Topmotor der Baureihe – sieht man vom eigenständigen RS-Modell mit dem famosen, 400 PS starken Audi-Fünfzylinder ab. Der 2.0 TFSI-Turbo-Benziner mit Direkteinspritzung, Nockenwellen- und Ventilhub-Verstellung leistet 245 PS bei 5.000 bis 6.500 Kurbelwellenrotationen pro Minute, dazu 370 Nm maximales

Drehmoment zwischen 1.600 und 4.300/min. Kommt Ihnen irgendwie bekannt vor? Kein Wunder, es handelt sich um den konzernweit eingesetzten Sportmotor, der zum Beispiel auch den Volkswagen Golf GTI befeuert. Das drehfreudige, spontan ansprechende Triebwerk arbeitet sehr vibrationsarm und tönt zurückhaltend, weshalb es im Q3 Sportback optional einen auch abschaltbaren Soundaktor bekommt.

Die S-Line-Ausstattung verleiht dem Sportback ein eigenständiges GesichtFoto: Jan Bürgermeister
Die S-Line-Ausstattung verleiht dem Sportback ein eigenständiges Gesicht

Weitergeleitet wird die Kraft des Vierzylinders, der dank Kat und OPF die aktuelle Emissionsnorm Euro 6d-ISC-FMC erfüllt, an das serienmäßige 7-Gang-S-Tronic-Doppelkupplungsgetriebe. Von da aus verteilt der ebenfalls standardmäßig eingebaute Quattro-Allradantrieb nach Haldex-Prinzip die Momente an alle vier Räder. Als Handschalter oder Fronttriebler ist der 45 TFSI nicht zu haben.

Jetzt geht es auf die Messstrecke, wo der Sportback zeigen muss, was wirklich in ihm steckt. Erste Disziplin: Beschleunigung. Wir aktivieren im Serien-Drive Select das Sport-Fahrprogramm, schalten das ESC aus, aktivieren die Launch Control und geben dem Q3 die Sporen. Bei 4.000/min schließt die erste Kupplung – der Q3 schießt nahezu schlupffrei voran. Vollgas.

Ausgezeichnete Fahrleistungen

Die S-Tronic feuert ohne Zugkraftunterbrechung und ruckfrei die nächsten Gangstufen ab. Scheinbar mühelos stürmt der 45 TFSI nach 5,9 Sekunden in den Landstraßen-Strafraum bei 100 km/h, flitzt nach 19,5 Sekunden über die 180-km/h-Marke. Maximal-Speed sind 235 km/h, die der Q3 auch zügig anpeilt. Der Überholsprint von 80 auf 120 km/h gelingt in 3,9 Sekunden. Insgesamt betrachtet sind das ausgezeichnete Werte für ein doch rund 1.700 Kilo schweres Kompakt-SUV. Beeindruckend ist vor allem die Leichtfüßigkeit, mit der der TFSI seine Power aus den Brennräumen schüttelt und dabei nie angestrengt klingt. Nur der Ton wird bei höheren Drehzahlen etwas sportlich-rauer.

Geradeaus kann es der Q3 Sportback also ganz vorzüglich. Aber wie sieht es auf kurvigem Terrain aus? Um dies richtig einordnen zu können, werfen wir zunächst einen Blick auf die Serien- sowie die Extra-Ausstattungen, die fahrwerksseitig im Testwagen verbaut waren. Ab Werk erhält das S-Line-Modell die Fahrprofile, die Progressivlenkung, 18-Zoll-Aluräder und ein knackiges Sportfahrwerk, das man bei der Bestellung übrigens aufpreisfrei auch gegen ein Komfortfahrwerk tauschen lassen kann, wozu wir raten würden.

Adaptives Fahrwerk als Option

Darüber hinaus bietet Audi optional ein Fahrwerk mit adaptiven, verstellbaren Dämpfern an. Hier gibt es zwei Möglichkeiten: Die Einzelbestellung für 980 Euro oder das sogenannte Dynamik-Paket für 1.050 Euro, das zusätzlich noch den bereits erwähnten Soundaktor, rot lackierte Bremssättel vorne und hinten sowie Dekorfolien enthält. Wir würden zu Letzterem tendieren. In jedem Fall bringt die adaptive Dämpferverstellung auf Knopfdruck eine weite Spreizung zwischen komfortablem und sportlich straffem Abrollen. Besonders wichtig und keinesfalls außer Acht gelassen werden sollte dieses Feature, wenn man mit 19 oder gar 20 Zoll großen Options-Rädern liebäugelt. Die sehen toll aus, kosten aber Komfort im Alltag. Den kann man sich mit den Adaptivdämpfern ein Stück weit zurückholen.

Fahrdynamisch macht dem Q3 Sportback 45 TFSI Quattro S-Tronic so schnell keiner was vor – Sportfahrwerk und Progressivlenkung sind Serie, noch spaßiger wird es mit dem Adaptiv-Fahrwerk, enthalten im Dynamik-Paket

Unser Testwagen stand auf serienmäßigen18-Zöllern, profitierte aber dennoch vom Dynamikpaket. Über Drive Select wählt man seine momentane Fahr-Laune, schon stellt sich der Audi darauf ein. „Comfort“ oder „Auto“ empfehlen sich etwa für die Autobahn-Langstrecke, offerieren angenehmen Abrollkomfort und souveränes Ansprechen – auch aus dem Drehzahlkeller heraus. Auf „Efficency“ wird besonders verbrauchsarm gefahren. Auf „Dynamic“ zeigt der Audi dagegen die Krallen. Die ausgezeichnete Progressivlenkung wird noch einmal nachgeschärft, die S-Tronic wechselt in den Sport-Modus mit späterem Hoch- und früherem Herunterschalten, das Fahrwerk strafft sich. Jetzt kann die Kurvenhatz beginnen: Anbremsen, einlenken, im Scheitelpunkt drauf aufs Gas und der Quattro-Allradantrieb katapultiert einen geradezu aus der Kurve heraus, bleibt dabei aber stets neutral. Die Traktion ist phänomenal, das Ansprechverhalten des TFSI-Aggregats ausgezeichnet. Wie ein Slot-Car flitzt der Sportback durch enge Kehren und fiese Wechselkurven, reduziert Nick- und Wankbewegungen der Karosserie soweit möglich. Die 17-Zoll-Bremsen sind zupackend und standhaft wie ein Anker, die Lenkung direkt und höchst präzise. Fazit: Auch fahrdynamisch macht der Sportback eine glänzende Figur.

An der Tankstelle kann er uns – zumindest bei sportlicher Fahrweise – nicht überraschen. 9,1 Liter Super pro 100 Kilometer sind als Testschnitt angemessen, 7,6 Liter waren es im Minimum, 11,2 Liter bei Tempobolzerei. Damit musste man für ein Kompakt-SUV mit 245 PS und Allradantrieb rechnen.

Foto: Jan Bürgermeister
Der Q3 Sportback ist ein echter Beau – und das setzt sich im piekfein verarbeiteten Innenraum fort, denn die Armaturentafel ist auch ein Hingucker

Unterschiede im Fond und Kofferraum

Bleibt die Frage, wie sich das Sportback-Konzept auf den Innenraum auswirkt. In Reihe eins zunächst einmal kaum. Hier entspricht der Sportback weitgehend dem normalen Audi Q3. Die Armaturentafel ist schick und luftig gestaltet, das Cockpit stets digital, die Bedienung ein erfreulicher Mix aus klassischen Drehreglern und Schaltern für die wichtigsten Funktionen. Der Rest wird per Infotainment-Bildschirm getoucht.

Im Fond und beim Kofferraum sind Unterschiede sichtbar. Mit 530 bis 1.400 Liter Stauvolumen bei umgelegten Rücksitzlehnen fasst der Sportback im Maximum 125 Liter weniger als der Q3. Das ist im Alltag kaum der Rede wert, da es nur für dachhohe Beladung gilt. Bei aufgestellten Rücklehnen herrscht Gleichstand. Ebenso bei der Kniefreiheit, die ohnehin bei beiden Modellen bequem, aber nicht üppig ausfällt. Die serienmäßige Rücksitzbank Plus lässt sich – auch einzeln – längs verschieben. Das erhöht die Variabilität. Die Kopffreiheit hinten ist beim Sportback knapp fünf Zentimeter geringer als beim Q3. Das klingt nach viel, passt aber immer noch – auch für Größere. Im Nutzwert bringt der Beau also in der Praxis kaum Nachteile.

Ein sensibles Thema sind die Extras. Der Q3 Sportback 45 TFSI Quattro S-Tronic (Basispreis 52.100 Euro) ist leider trotz S-Line eher mager ausgestattet. Sicher, im Grunde ist alles vorhanden – manuelle Klimaanlage, elektrische Spiegel und Fensterheber, ZV, Radio mit Touchscreen, Bluetooth-Anbindung fürs Handy, Online-Fähigkeit – doch wer mehr Komfort, Konnektivität, Assistenz und schicke Details auch im Innenraum haben möchte, muss tief in die Extra-Liste eintauchen. Am besten hält man sich dabei zunächst an Pakete wie etwa das Business-Kit (3.200 Euro). Es beinhaltet: MMI Navigation plus, MF-Plus-Lederlenkrad, das Virtual Cockpit Plus, die Phone Box, Connect-Dienste und eine GRA.

Dazu würden wir das S-Line-Interieur (1.800 Euro) mit den ausgezeichneten Sportsitzen, Kontrastnähten, schicken Dekoren, einer Edelstahl-Pedalerie und mehr wählen. Interessant sind auch: Assistenz- (1000 Euro) oder Ambientelicht-Paket (250 Euro). Dazu kommen fast unzählige Einzeloptionen: Sitzheizung (340 Euro), 2-Zonen-Klimaautomatik (590 Euro), LED-Licht (840 Euro) oder LED-Matrix-Scheinwerfer (1.590 Euro), Schaltwippen (110 Euro), Komfortschlüssel (410 Euro), Smartphone Interface 535 (Euro) und und und. So kommen ganz schnell über 10.000 Euro für Extras zusammen. Aber, sind wir mal ehrlich: Wer sich wirklich verliebt hat, fragt nicht nach dem Preis.


Audi Q3 SB S-Line 45 TFSI Quattro S-Tronic

Motor

Reihen-Vierzylinder-Ottomotor mit Abgas-Turboaufladung und Ladeluftkühlung, vorn quer eingebaut, vier Ventile pro Zylinder, zwei oben liegende Nockenwellen (DOHC) mit Zahnriemenantrieb, kontinuierliche Ein-/Auslassnockenwellenverstellung, Direkteinspritzung, elektronisches Motormanagement, Keramik-Katalysator, OPF, Start-Stopp-System, Rekuperation, Emissionsklasse: Euro 6d-ISC-FMC

Leistung

  • 180kW= 245 PS
  • 5.000 – 6.500/min
  • Drehmoment 370 Nm bei 1.600-4.300/min
  • Hubraum 1.984 cm3
  • Bohrung x Hub 82,5 x 92,8 mm
  • Verdichtung 9,6:1

Fahrwerk

McPherson-Federbeine vorn, Vierlenker-Hinterachse, Stabi vorn/hinten, Sportfahrwerk (S-Line) elektromechanische Progressivlenkung, Scheibenbremsen rundum (vorn innenbelüftet), ESC, hydraulischer Bremsassistent

Reifen (Serie Q3 SB 45 TFSI): 235/55 R 18 auf 7 J x18 Alufelgen im 5-V-Speichen S-Design

Testwagen: 235/55 R 18 auf 7 Jx18 Zoll Alufelgen im 5-Y-Speichen-Design

Kraftübertragung

Quattro-Allradantrieb, 7-Gang-DSG

Übersetzungen: 1.-7.: 3,40; 2,75; 1,77; 0,93; 0,71; 0,76; 0,64; R: 2,90; Achse 1.-5./6.-7./R.: 4,81/3,67

Karosserie

Viertüriges Kompakt-SUV, Stahl, verzinkt, fünf Sitze, LxBxH 4.500 x 1.843 x 1.567 mm, Radstand 2.680 mm, Spur v/h 1.584/1.576 mm, cW-Wert 0,34, Leergewicht (inkl. Fahrer, 75 kg) 1.697 kg, maximal zulässiges Gesamtgewicht 2.160 kg, Zuladung 538 kg, Kofferraum 530 bis 1.400 l, Höhe Ladekante 790 mm, Anhängelast (bis 12 %) 2.100 kg, zul. Dachlast/ Stützlast 75/90 kg, Tank 60 l

Assistenten

Serie:

  • Spurwechselwarnung
  • Spurhalte-Assistent
  • Notbremsassistent mit Fußgänger- und Radfahrererkennung
  • Berganfahrassistent
  • Multikollisionsbremse

Optional (Auswahl):

  • Adaptiver Fahrassistent,
  • Abstandsregelung automatisch,
  • Notfallassistent,
  • Parkpiepser,
  • Rückfahrkamera,
  • Umgebungskameras,
  • Park-Assistent,
  • Sprachsteuerung,
  • Verkehrszeichenerkennung

Test kompakt

Der Audi Q3 Sportback ist ein bildschönes, begehrenswertes Automobil. Die Topmotorisierung 45 TFSI Quattro S-Tronic mit dem 245-PS-Benziner verleiht ihm zudem fahrdynamisch Flügel, die betont sportliche S-Line-Ausstattung unterstreicht das optisch. Wer zudem furchtlos in der megalangen Extra-Liste wildert, bekommt ein echtes Traum-SUV in Premium-Verarbeitung – muss aber mit mehr als 60.000 Euro rechnen.