Audi A4 40 TFSI S-TronicErlebnis Fahr-Kultur

Martin Santoro

 · 11.07.2022

Audi A4 40 TFSI S-Tronic: Erlebnis Fahr-KulturFoto: Jan Bürgermeister

Den Audi A4 zeichnen seine sparsamen Antriebe mit Mild-Hybrid-Technologie aus. Zum Test kommt der Mittelstürmer 40 TFSI, der 2021 einen Leistungszuschlag erhielt und jetzt mit 204 PS antritt

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Foto: Jan Bürgermeister

Die gerade von Autojournalisten gern genutzte Phrase „der Beste aller Zeiten“ kann sich natürlich nicht auf die Zukunft beziehen. Der Audi A4 von heute allerdings provoziert Superlative geradezu, weil er tatsächlich die Spitze, nicht des Eisbergs, wohl aber der Ingolstädter Automobil-Entwicklung in der Mittelklasse darstellt. Wir fragen uns nach intensiven Testfahrten sogar, ob es eines A6 noch bedarf – so sehr hat uns der Testwagen A4 40 TFSI S-Tronic überzeugt. Mehr passt immer, logisch. Doch wenn es darum geht, mit einer Limousine komfortabel und dynamisch nicht nur von A nach B zu kommen, sondern gerade das Vergnügen am Fahren zu genießen, so ist man in diesem Audi bestens bedient. Zu keiner Gelegenheit hatten wir das Gefühl untermotorisiert unterwegs zu sein, haben uns keines der stärkeren Geschwistermodelle gewünscht. Diese haben natürlich ihren eigenen Reiz – der Kunde hat die Wahl und soll sie auch behalten.

Das Fahren in diesem A4 zeichnet sich durch seine perfekte Ausgewogenheit aus. Seine Fahrdynamik im besten Sinne, präzise Lenkeigenschaften sowie komfortables Ab-
rollen machen ihn zu einem Automobil, das im Kreise seiner Wettbewerber zweifellos ganz oben aufs Treppchen gehört.

Schon seit Oktober 2019 wird der damals modellgepflegte A4 verkauft. Neben den üblichen Maßnahmen – wie neue Schürzen und eine Fahrzeugbeleuchtung mit LED-Technik – durften die Designer auch ins Blech eingreifen. Deutlich zu sehen ist das an der geänderten Schulterpartie und an der von den Türen durchbrochenen Tornadolinie. Dass der A4 seit dem Facelift an Charakter gewonnen hat, verleiht ihm eine formale Souveränität und ästhetische Präsenz – frei nach dem Grundsatz: Das Bessere ist des Guten Feind. Seit der Überarbeitung wirkt der A4 spürbar moderner, demonstriert stets ein attraktives Selbstbewusstsein.

Für jeden etwas dabei

Der Einstieg in die A4-Klasse beginnt bei 36.350 Euro mit dem 150 PS starken und von Hand zu schaltenden 35 TFSI mit Frontantrieb. Als Avant überzeugte die Basismotorisierung nebst S-Tronic in GUTE FAHRT 2/2022. Zwischen ihm und dem Top-Benziner mit 265 PS (45 TFSI) reiht sich als mittlere Otto-Leistungsstufe der 40 TFSI mit 204 PS ein, den Audi stets mit S-Tronic kombiniert. Was bietet dieser Audi ab 42.800 Euro mehr als die Basis und für wen empfiehlt sich die mittlere Leistungsstufe?

Der Grundpreis unseres Testwagens in der mittleren Ausstattungslinie Advanced ist mit 43.300 Euro angegeben. Doch da ist noch lange nicht Schluss, rollte der Audi doch nahezu komplett ausgestattet auf den Redaktions-Hof. Vom Business-Paket mit MMI Navigation Plus, Lederlenkrad und Sitzheizung für 2.990 Euro bis zu den Assistenz-Paketen Stadt (1.120 Euro) und Tour (1.300 Euro) sowie den superben Matrix- LED-Scheinwerfern – ihr Dauerfernlicht macht die Nacht zum Tage ohne Entgegenkommende zu blenden – für 1.590 Euro, dem S-Line-Interieur für 2.150 Euro bis zum Optik-Paket Schwarz für 750 Euro bot unser Testwagen alles, was das Herz begehrt. Ungemein praktisch ist auch die Handy-Ladeschale für´s Wireless Charging (450 Euro). Die verführerischen Sonderausstattungen ließen den Fahrzeugpreis auf etwa 59.000 Euro anwachsen.

Die übliche Kritik an der Aufpreispolitik – nicht nur bei Audi – halten wir für überflüssig. Schließlich soll allein der Kunde entscheiden, was er haben und was er bezahlen will.

Der Zweiliter ist leise, stark und genügsam

Was er aber vom Zweiliter-Benziner geboten bekommt, hat uns geradezu begeistert. Hier haben die Ingenieure ein Triebwerk mit der Laufruhe auf dem Niveau eines Sechsenders entwickelt. Lieferte der längs eingebaute Vierzylinder bis Mai 2020 noch 190 PS, so sind es seither 204 PS (4.475 bis 6.000/min). Sein Drehmoment von 320 Newtonmeter gibt er zwischen 1.450 und 4.475 Umdrehungen so nachdrücklich ab, dass wir uns zuweilen fragten, ob es wirklich „nur“ 204 PS sind, die der Motor leistet. Die siebenstufige S-Tronic wechselt die Gänge enorm schnell, ohne Zugkraftunterbrechung.

Im wählbaren Sport-Modus werden alle Systeme geschärft. Laut Werksangabe sprintet die A4 Limousine 40 TFSI in 7,1 Sekunden aus dem Stand auf 100 km/h. Wir waren bei den Messfahrten sogar zwei Zehntel schneller. Im Vergleich zum Basis-A4 35 TFSI beträgt der Vorsprung damit glatte zwei Sekunden. Ihm gleich ist hingegen die elektronisch abgeregelte Topspeed von 210 km/h. Die Geschwindigkeitsbegrenzung ließe sich bei Abwahl der rollwiderstandsoptimierten Reifen ab 18 Zoll Größe aufheben. Wer will aber auf die daraus resultierenden Verbrauchsvorteile verzichten?

Wie bei vier weiteren Motorisierungen residieren beim 40er die Starterbatterie sowie eine kompakte 12-Volt-Lithium-Ionen-Batterie im Kofferraum. Der Akku ist Teil eines Mild-Hybrid-Systems (MHEV), quasi die Basis-Version der Elektrifizierung per Riemen-Starter-Generator (RSG), der via Keilrippenriemen direkt mit der Kurbelwelle verbunden ist. Beim Verzögern wird rekuperierte Energie von bis zu fünf kW Leistung in der Lithium-Ionen-Batterie mit 10 Ah Kapazität gespeichert und zum erneuten Motorstart genutzt. Geht der Fahrer zwischen 55 und 160 km/h vom Gas, kann der A4 mit ausgeschaltetem Motor frei segeln. Bei abermaligem Gasgeben wird der Motor dank des RSG fast unmerklich wieder gestartet und angekoppelt. Außerdem gibt es den prädiktiven Komfortstart: Hier startet der Motor, sobald sich das vorausfahrende Auto in Bewegung setzt, auch wenn die Bremse noch getreten ist. Der dazu nicht unerhebliche Aufwand wird mit einem zweiten 12-Volt-Netz betrieben. Letztlich soll der Verbrauch positiv beeinflusst werden. In der Tat überraschte der Treibstoffkonsum. Im Testschnitt lag dieser bei 7,4 Liter Super auf 100 Kilometer – nur einen halben Liter über dem schwächeren 35 TFSI, der obendrein einen etwas schwerer Avant mit schlechterem cW-Wert bewegen musste. Zurückhaltend gefahren blieb unsere 40-TFSI-
Limo sogar deutlich unter sechs Liter Super. Das Abgas ist natürlich Partikel-gefiltert und erfüllt die aktuell geforderte Norm Euro 6 AP.

Zu all den positiven Antriebseigenschaften serviert der A4 einen erlesenen Fahrkomfort, gerade auch wegen des im Testwagen verbauten Komfort-Fahrwerks mit Dämpferregelung (1.030 Euro) und optionaler 18-ZollBereifung zu 1.000 Euro. Im Dynamik-Modus bietet er jene Straffheit, die dynamisch-engagierte Fahrer wünschen – doch ohne übertriebene Härte.

Interieur mit purem Verwöhn-Aroma

Und was sagt das Interieur? Der Arbeitsplatz des Fahrers ist von bestechender Digitalität. In der Darstellung variabel, entsprechen die Armaturen samt 10-Zoll-Navi- Bildschirm dem von Audi kommunizierten Wandel auf dem Weg in die Zukunft, der hoffentlich noch lange von Verbrennern dieser Güte getragen wird. Die volldigitale MMI-Touch-Technologie mit klarer Menüstruktur aus Audis Oberklasse ist brillant gestaltet, lässt Daten zu plausiblen Darstellungen werden.

Zur Erlebniswelt des A4 40 TFSI gehört natürlich auch der schöne Avant, der mit bis zu 1.495 Liter Kofferraumvolumen die Limousine blass aussehen lässt – bei einem schmalem Aufschlag von knapp 1.700 Euro. Wer es sich leisten möchte, legt weitere 2.350 Euro für den Quattro-Allradantrieb an, der aber nicht zwingend nötig ist. Schön, dass Audi dem Kunden so vielen Möglichkeiten zur Wahl lässt.


Test kompakt

Schon in der SUV-Verweigerung kann der entscheidende Reiz einer stilvollen Limousine wie dem Audi A4 liegen. Dazu verhält sich der 204 PS starke Zweiliter-Benziner des 40 TFSI mit Mild-Hybrid-Technologie leise und sparsam, verwöhnt aber mit einem Punch und einer Laufruhe auf dem Niveau eines Sechszylinders. Dazu gibt’s
Premium-Qualität bei Verarbeitung, Material und Komfort.