Joshua Hildebrand
· 04.04.2022
Gibt Dir das Leben ’ne Limo(usine), mach was draus – auch wenn sie „light“ ist. Den Einstieg in die Audi-A3-Stufenheck- Welt markiert der 30 TFSI mit 110 PS. Genug, um Großes zu meistern?
Gehören Sie auch zu denjenigen, die sich hin und wieder in Verzicht üben? Die gerne zum Magerquark, anstatt zur Vollfettstufe zu greifen? Lieber eine Coke Zero bestellen als eine gewöhnliche Cola? Weil Sie glauben, es sei Genuss mit gutem Gewissen und damit besser als „voller“ Genuss mit anschließender Reue? Hier könnten Sie recht haben – das bleibt aber vermutlich wie bei allem eine Geschmacks- und Glaubensfrage.
So in etwa verhält es sich mit dem Einstiegsmodell der Audi A3 Limousine, dem 30 TFSI samt Einliter-Turbo-Dreizylinder und 110 PS. Voller Audi-Genuss – kalorienarm, aber mit vielen Ballaststoffen sozusagen. Wie gemacht fürs Flottengeschäft. Denn man sieht dem sportiven Stufenheck-Modell das kleine Motörchen gar nicht an: Knackige Proportionen und eine perfekter Mix aus Ecken, Kanten und Rundungen formen die A3 Limo zu einem echten Hingucker. Vor allem, wenn sie in der auffälligen Lackierung „Atollblau“ (700 Euro) vorfährt.
Wer die Ausstattungslinie „Advanced“ wählt, der erhält normalerweise 17-Zoll-Leichtmetallräder im Vielspeichen-Design und diverse Anbauteile (wie Rahmen der seitlichen Lufteinlässe oder die Umrandung des Kühlergrills) in „Selentissilber“. Dank der Option des schwarzen Optikpakets fallen jene Details bei unserem Testwagen – ja, genau – schwarz aus. Dies macht den Look noch ein bisschen edler. Zudem rollt der 30 TFSI hier auf optionalen 18-Zöllern im 5-Y-Speichen-Design. Der etwas hochbeinige Look lässt sich im Übrigen mit der Wahl des Sportfahrwerks für 220 Euro um 15 Millimeter nivellieren. Bereits ab Werk ist die A3 Limousine mit LED-Scheinwerfern ausgerüstet, dennoch stellt das Matrix-Toplicht (1.590 Euro) nicht nur einen optischen, sondern auch einen sicherheitsrelavanten Zugewinn dar. Und dank der Advanced-Ausstattungslinie begrüßt uns der Innenraum mit Einstiegsleisten aus Aluminium. Da nehmen wir doch gerne Platz!
Die A3 Limousine bietet viel. Viel gegen Aufpreis
Der neue Audi A3 ist einwandfrei verarbeitet. Im Vergleich zum Vorgänger wirkt das Interieur technokratischer. Die Materialwahl könnte für einen nicht ganz günstigen Premium-Kompakten an wenigen Stellen etwas höherwertiger ausfallen, liegt der Basispreis des 30 TFSI Advanced S-Tronic doch bei 32.450 Euro.
Dafür ist die aktuelle Generation im Vergleich zum Vorgänger deutlich moderner und digitaler geworden. Denn technisch hat die A3 Limo allerhand zu bieten: So warnt sie beim Rückwärtsausparken vor Querverkehr (Option) und unterstützt mit einem Ausweichassistenten (Option), falls ein Hindernis im Weg sein sollte. Obendrein erhält der Armaturenträger gegen Aufpreis ein hochwertiges Head-up-Display mit nützlichen, visuellen Unterstützungen. Analoge Instrumente gibt es nicht mehr – das ist nichts Neues. Stattdessen informiert ein individualisierbares 10,25-Zoll-Display hinter dem Lenkrad über alles Wesentliche. Gegen 420 Euro Aufpreis wird die 12,3 Zoll große „Plus“-Version mit noch mehr Funktionen eingebaut. Die Mittelkonsole ist leicht zum Fahrer geneigt und beherbergt ein zweites Display (Serie), über das die üblichen Funktionen wie Navi, Medien und Connect-Dienste gesteuert werden. Dennoch bedarf es auch beim Audi ein bisschen Routine, um zielsicher durch die zahlreichen Untermenüs zu touchen. Gleiches gilt auch für den neuen Lautstärkenregler in der Mittelkonsole, der zwar gut funktioniert, sich bei der Fahrt allerdings als umständlich entpuppt. Man könnte ihn auch ganz weglassen, da die Lenkradbedienung in bekannter Manier vonstatten geht und keine Fragen aufwirft. Die Climatronic-Bedienung geht dank klassischer, physischer Tasten dafür flott von der Hand.
Ebenso gut funktionieren die Handschrift-Erkennung sowie die online-gestützte Sprachbedienung.Doch bevor wir endgültig in die konnektiven Tiefen des Audi abtauchen, widmen wir uns nun lieber dem Fahren. Auch wenn die optionalen Sportsitze (360 Euro) für einen Audi etwas spartanisch
bestofft wirken, so sitzt es sich doch wirklich angenehm. Die Verstellung erfolgt mechanisch, was aber kein Problem darstellt.
Gestartet wird der kleinste Motor des Modellportfolios über die Starttaste in der Mittelkonsole. Dann erwachen 110 PS und 200 Newtonmeter ganz sanft zum Leben. „Ist er schon an?“, müsste man fragen, – so unauffällig quittiert er seine Dienstbereitschaft. Emotional? Nein. Aber hier geht es eben auch um Sparsamkeit, Effizienz und Komfort. Wir schieben den auf der Mittelkonsole befindlichen Bedienstick sachte nach vor, schwupps wird der Fahrmodus „shift by wire“ – also elektronisch – eingelegt.
Schon kann die Reise losgehen, die uns heute schnurstracks durch die Kurpfalz führt. Schön ist’s hier!
Drei Zylinder sind gut, vier sind noch besser
Dabei meistert das kleine Aggregat die meisten Aufgaben ganz souverän. Der Benziner ist angenehm spritzig im Durchzug und dank 7-Gang-S-Tronic auch komfortabel zu fahren. Die Automatik findet meistens den richtigen Gang und unterstützt dank Segelfunktion (nicht im Fahrmodus Dynamic) beim Spritsparen. Die Laufruhe ist trotz der ungeraden Zylinderanzahl mustergültig, lediglich im oberen Drehzahl knurrt der 30 TFSI etwas angestrengt in den Innenraum. Etwa beim Beschleunigen auf Tempo 100 (bestenfalls in 10,6 Sekunden) oder bei schnellen Fahrten, maximal zehn km/h jenseits der 200er-Marke.
Nicht schlecht, wenn man bedenkt, dass der Brennraum dieses 1.0 TFSI dem Volumen einer Tüte Milch entspricht und 1,4 Tonnen vorantreiben muss. 3,8er- oder 1,5er-Fettgehalt? Ach, entscheiden Sie. Jedenfalls braucht man erst gar nicht über den 6-Gang-Handschalter nachdenken; er würde hier nur Nachteile bringen. Auch beim Verbrauch, der sich auf unserer standardisierten 146 Kilometer langen Messrunde bei 5,9 Liter einpendelte. Ein klasse Wert, der 0,4 Liter unter dem des nächst größeren Motors 35 TFSI mit Vierzylinder und 150 PS (GF 1/21) liegt. Dieser verwöhnt dafür mit mehr Punch und Universalität, passt unterm Strich besser zur kompakten Premium-Limo. Dann sollte jedoch der Aufpreis von 2.200 Euro mit einkalkuliert werden.
Ist der A3 30 TFSI erst einmal in Bewegung, so schmeckt er auch sportlich orientierten Fahrern, weil er einen guten Kompromiss aus Langstreckentauglichkeit und Agilität an den Tag legt. Das Fahrverhalten ist Audi-typisch präzise und bietet in Kurven eine hohe Fahrstabilität. Wer wie in unserem Fall auf den18-Zoll-Optionsrädern unterwegs ist, wird Teil eines mitteilsamen Abrollverhaltens, das vor allem Querfugen deutlich spüren lässt. Hier bringt auch das optionale SportFahrwerk keine Verbesserung – im Gegenteil. Dennoch passt der Gesamt-Komfort, der auf einer Verbundlenker-Hinterachse und einem einfachen Dämpferlayout basiert. Auch hier könnte sich der Aufpreis zum nächsthöheren Modell lohnen, da ein deutlich komfortableres Adaptivfahrwerk (1.130 Euro) erst ab dem 35 TFSI/TDI mit Vierlenker-Hinterachse verfügbar ist. So oder so kann man mit der optionalen Progressivlenkung (250 Euro) nichts falsch machen. Durch eine vom Lenkeinschlag sowie von der Geschwindigkeit abhängige Lenkunterstützung präzisiert sie nicht nur das Gefühl in schnell durchfahrenden Kurven, sondern reduziert auch den Lenkaufwand beim Rangieren und Parken.
Apropos: Mit seinen kompakten Abmessungen findet sich mit der A3 Limousine immer einen Parkplätzchen. Und in den Kofferraum geht auch so einiges hinein: 425 bis 880 Liter, also jede Menge Quark, Limo oder Milch – oder alles zusammen. Genug, um Großes zu meistern.
Test kompakt
Die Audi A3 Limousine ist ein durchgestylter und moderner Kompakter, mit dem man immer gut angezogen ist. Der sparsame Einliter-Dreizylinder arbeitet erstaunlich souverän, reicht für alltäglichen Bedürfnisse. Universeller und dynamischer freilich ist der vierzylindrige 35 TFSI – bei sehr überschaubarem Mehr-Verbrauch. Der Basispreis des 30 TFSI passt, jedoch gibt’s hierfür recht wenig Grund-Ausstattung.