Martin Santoro
· 22.01.2021
In puncto Klimabilanz mischt der praktische und kompakte Kamiq G-Tec die Crossover-Szene auf. Wie praktikabel ist das CNG-SUV?
CO2-Sparen ist ein Muss für die Automobilhersteller. Am Ende des Weges soll die Elektromobilität stehen – was allerdings noch etwas dauert, bis die Ladeinfrastruktur großflächig stimmt und beim Thema Nachhaltigkeit die wichtigsten Fragen beantwortet sind.
Unterdessen bietet der Volkswagen-Konzern alternative Antriebe an, wie etwa Erdgas – Compressed Natural Gas. Unter dem Sammelbegriff CNG werden fossiles Erdgas und Biomethan inklusive synthetisches CNG aus Windkraft zusammengefasst. Der gasförmige Alternativtreibstoff punktet mit einer extrem guten Umweltbilanz. Das Gas verbrennt mit weniger schädlichen Rückständen. CO2, NOx, Kohlenmonoxid, vor allem Rußpartikelemissionen bleiben auf niedrigem Niveau. Hiervon profitieren zahlreiche Fahrzeuge im Volkswagen-Konzern. Unter anderem bietet die Tochter Skoda gleich drei CNG-Modelle an, als jüngsten Spross den Kamiq 1.0 TGI G-Tec.
Sein Einliter-Dreizylinder leistet 90 PS und emittiert nach NEFZ 93 Gramm CO2 bei einem Durchschnittsverbrauch von 3,4 Kilogramm CNG für die Strecke von 100 Kilometern. Der konventionelle Einliter-TSI mit 95 PS kommt dagegen auf 108 Gramm CO2.
Der G-Tec bietet viele Vorteile
Im Vergleich zu diesem konventionellen Benziner kostet der Kamiq G-Tec bei vergleichbarer Ausstattung (Ambition) 1.250 Euro mehr. Aber ein Erdgasauto spart durch geringere Kraftstoffkosten. CNG profitiert durch das Energiesteuergesetz weiterhin von einem reduzierten Mineralölsteuersatz, wobei die Subvention bis 2026 läuft, ab 2024 mit reduziertem Steuervorteil. Im Schnitt kostet ein Kilogramm CNG derzeit etwa einen Euro. Aufgrund des höheren Energiegehalts gegenüber Super und Diesel kommt hier noch ein Preisvorteil beim Tanken hinzu. Der Preis für einen Liter Super müsste auf rund 80 Cent fallen, um mit dem aktuellen Durchschnittspreis für ein Kilogramm CNG mithalten zu können.
Fährt es sich eigentlich mit Erdgas anders? Schon auf den ersten Metern zeigt der aufgeladene Dreizylinder den gleichen Akustikkomfort wie der Benziner. Nur bei festem Druck auf das Gaspedal ist eine kernige Klangnote herauszuhören. Zwar ist mit 90 PS keine Beschleunigung auf Sportwagen-Niveau zu erwarten, aber das Einliter-Motörchen treibt den rund 1,3 Tonnen schweren Skoda munter an. Voraussetzung: Er bewegt sich im Drehzahlbereich zwischen 1.800 und 3.800 Umdrehungen, um so vom maximalen Drehmoment von 160 Nm zu profitieren. An Steigungen oder vor geplanten Überholmanövern gilt es also herunter zu schalten. Nutzt man das manuelle, sehr präzise schaltende Sechsgang-Getriebe häufig, erlebt man durchaus Fahrfreude. Das liegt auch an der gelungenen Fahrwerksabstimmung, die den Spagat zwischen kommod und straff beherrscht. Wie der Seat Arona mit gleichem Antrieb (Test GF 6/2019), zeigt sich auch der Kamiq elastisch und flott, zieht auf der Autobahn solide in Richtung 160 und schafft maximal 181 km/h. Von null auf Tempo 100 geht unser Testwagen in 11,8 Sekunden, womit er die Werksangabe gar um sieben Zehntel unterbietet.
Im Kamiq G-Tec befinden sich drei Unterflur verbaute CNG-Stahltanks mit 14,2 Kilogramm Volumen. Das reichte bei einem Testverbrauch von 4,2 Kilogramm CNG für rund 320 Kilometer. Zum getankten Kilopreis von 1,08 Euro erfreuten wir uns an Tank-Quittungen um 15 Euro.
Großes Sparpotenzial im Tank
Ist der CNG-Vorrat einmal erschöpft, schaltet die Technik automatisch in den Benzinmodus um. Von da an zapft der Motor Benzin aus einem neun Liter großen Reservoir. Das reicht locker, um auch in abgelegenen Regionen eine CNG-Zapfstelle zu finden. Denn es ist natürlich effektiver und ökologisch sinnvoller, ausschließlich mit CNG zu fahren. Allein im Bundesgebiet stehen rund 900 Erdgaszapfstellen bereit.
Das kleinste SUV von Skoda teilt sich den Stammbaum mit VW T-Cross und Seat Arona. Aber der Kamiq ist – typisch Skoda – mit 4,24 Metern etwas größer als seine Konzern-Kollegen, wie der große Dreiervergleichstest in GUTE FAHRT 3/2020 aufzeigt.
Zusammen mit einem Radstand von 2,65 Metern stellt sich innen regelrecht ein Aha-Effekt ein – viel Platz im Fond trotz immer noch city-praktischer Abmessungen. Lediglich am Format des Kofferraums knausert der Kamiq G-Tec ein wenig: Bedingt durch die CNG-Tanks bietet der Gas-Kamiq 278 bis 1.273 Liter Volumen, statt der 400 bis 1.395 Liter seiner TSI-Brüder. Spürbar ist das jedoch nicht, das Gepäckabteil des TGI baut schlicht etwas flacher.
Äußerlich deutet bis auf das G-Tec-Emblem nichts auf den alternativen Antrieb hin. Formal gefällig gestaltet, ist hier vor allem Sachlichkeit Trumpf.
Das setzt sich im Innenraum fort. Wohltuend verzichtet Skoda auf digitale Exzesse. Das sonst optionale „Virtual Cockpit“ ist für den Kamiq G-Tec nicht vorgesehen. Alle Bedienelemente erklären sich von selbst. Erfreulicherweise sind auch die typischen Simply Clever-Lösungen mit an Bord: Der Regenschirm in der Fahrertür ist Serie, der praktische kleine Abfalleimer im Türfach kostet dagegen extra. Nicht so der Tickethalter an der A-Säule und der Eiskratzer im Tankdeckel.
Los geht´s zu Preisen ab 23.000 Euro beim bereits akzeptabel ausgestatteten „Ambition“. Unser Tipp ist die Linie „Style“ für 25.150 Euro. Hier holt Skoda, wie bei unserem Testwagen, 17-Zoll-Aluräder, eine Zwei-Zonen-Klimaautomatik, Sitzheizung sowie das acht Zoll große Infotainment Bolero mit „Smart Link“ an Bord. Ebenso dabei sind DAB+, eine kabellose Telefonfreisprecheinrichtung und eine Lackierung in Energie-Blau. Raceblau-Metallic wie beim Testfahrzeug kostet hingegen Aufpreis (590 Euro), wie auch die sehr empfehlenswerten Voll-LED-Scheinwerfer zu 830 Euro und das ebenso nützliche schlüssellose Schließsystem Kessy (170 Euro).
Insgesamt ist das gar nicht so kleine Öko-SUV also mit allen Vorzügen des gewöhnlichen Kamiq gesegnet: vom großzügigen Raumangebot bis zur topmodernen Konnektivitäts- und Assistenzaustattung. Viele Gründe sprechen dafür, diese formidable Art mobiler Nachhaltigkeit in Erwägung zu ziehen.
Test kompakt:
Der Kamiq G-Tec erweitert den Tugend-Katalog von Skodas kleinstem SUV erheblich. Mit dem Erdgasmotor steht ein alternativer Antrieb zur Wahl, der ökonomisch wie ökologisch betrachtet alle anderen Antriebe im Sortiment aussticht. Mit reinem Biogas betankt ist das City-SUV mit dem Einliter-TGI überdies so klima- und umweltfreundlich wie ein Elektro-Crossover – zum deutlich kleineren Preis!