Skoda Enyaq Coupé iV / RS iVFür Herz und Verstand

Arne Olerth

 · 13.06.2022

Skoda Enyaq Coupé iV / RS iV: Für Herz und VerstandFoto: Skoda

Das neue Coupé in Skodas Enyaq-iV-Familie ist ein wahres Design-Statement. Seine auffallende Dachline verhilft dem großen Stromer sogar zu einem Plus an Reichweite.

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Foto: Skoda

Überdurchschnittliches Raumangebot und hilfreiche Simply-Clever-Gadgets – auf diese Tugenden ihrer Lieblingsmarke werden sich wohl die meisten Skoda-Fans verständigen können. Moderne Aggregate und gefällige Designs gehören ebenfalls dazu. Kurz: Pfiffiger Pragmatismus im besten Wortsinn prägte bisher die Eigenschaftswertungen der Marke. Mit dem neuen Skoda Enyaq Coupé iV kommt jetzt eine gehörige Portion Extravaganz hinzu. Nutzwertvorteile? Nicht bei einem SUV-Coupè. Hier geht es rein um die Freude an der Eleganz. Und tatsächlich haben die Designer aus Mlada Boleslav eine atemberaubende, automobile Skulptur geschaffen. Das Coupé baut den Stromer Enyaq iV zur Familie aus. Doch wie viel Zugeständnisse erfordert der Eyecatcher, werden nur Feingeister mit dem Coupé glücklich? Um das zu klären sammelte GUTE FAHRT erste Eindrücke am Volant im frühlingshaften Italien.

Bevor wir die Ankerwelle rotieren lassen werfen wir einen Blick auf das Aggregateportfolio: Skoda bietet das Enyaq Coupé iV in vier Leistungsstufen und zwei Batteriegrößen an. Die Basis (iV 60) leistet 132 kW/180 PS, kommt mit Heckantrieb und einem 62/58 kWh-Akku. Darüber rangiert der iV80 mit 82/77 kWh-Akku und einem 150 kW/204 PS-Heckmotor. Weiter geht es mit dem iV 80x, der mit einem zweiten Motor an der Vorderhand einen Allrad-
antrieb mit 195 kW/265 PS-Systemleistung bereit- hält. Doch es geht noch besser: Skoda bietet das Coupé exklusiv auch als RS-Sportmodell an. Wieder mit Allradantrieb und großer Batterie, jedoch mit 220 kW /299 PS, exklusiver Ausstattung und besonders dynamischen Fahrleistungen.

Heck- und Allradantrieb

Beginnen wir unsere Entdeckungsreise am anderen Ende der Dynamik-Skala. iV 60 und iV 80 sprinten auf die Zehntelsekunde gleich schnell auf Landstraßentempo (8,8 Sekunden), werden bei 160 km/h abgeregelt. Der größere und damit schwere

Akku verhindert einen Dynamikvorsprung des iV 80 – trotz nominaler Mehrleistung. Dafür belegt er mit 544 Kilometern Reichweite nach WLTP hier den Spitzenplatz. Schlüssel schnappen und auf zum Parkplatz!

Die Fotos waren ja schon vielversprechend, doch in Realitas beeindruckt das Enyaq Coupé iV 80 viel mehr – erst recht in der feschen Sportline-Ausstattung (Aufpreis) mit angeschärften Stoßfängern und großen 20-Zoll-Rädern. Der weiße Skoda zieht die Blicke förmlich auf sich, beeindruckt mit seiner skulpturalen Eleganz. Mit dem SUV teilt sich das Coupé den Vorderwagen bis zu B-Säule, wirkt aber ganz anders. Die nach hinten abfallende Dachlinie sorgt nicht nur für ein Plus an optischer Dynamik, sie verbessert auch den cW-Wert von 0,257 auf 0,234. Das wiederum verbessert die Reichweite. Skoda bleibt sich also treu, münzt die neue Karosserie-Form in einen Vorteil um. Und der Kofferraum? Fällt mit riesigen 570 Litern nur 15 Liter kleiner aus als beim SUV. Beim Zustieg in den Fond muss der Kopf aufgrund des abfallenden Dachholms etwas stärker eingezogen werden – vernachlässigbar. Verblüffend großzügig aber zeigt sich die Kopffreiheit auf der bequemen Rückbank – selbst für Sitzgrößen. Das Geheim­nis: Skoda spendiert allen Enyaq Coupé iV ein riesiges Glasdach, das die Innenraumhöhe vergrößert. Top! Ellenbogen- und Kniefreiheit sind geradezu fürstlich. Vorne entspricht das Coupé ganz dem SUV mit einem verschwenderisch luftigen Raumangebot, einem zentralen Touch­screen nebst einiger haptischer Tasten und einem kleinen Digital-Copckit. Auch ein Head-up-Display ist verfügbar. Die Sportsitze (Serie bei Sportline) bieten einen klasse Langstreckenkomfort, unterstützen hervorragend.

Stromern wir los. Lässig und souverän verrichtet der Antrieb seinen Dienst, man fühlt sich mehr als angemessen motorisiert. Dank niedrigem Schwerpunkt, Tieferlegung und Progressivlenkung (Serie Sportline) vermittelt das Coupé auf kurvigem Geläuf viel Fahrfreude, kann gleichwohl sein Gewicht von etwa 2,2 Tonnen nicht ganz kaschieren. Das Auto ist kein Heißspron, animiert eher zum genussvollen Glei­ten. Hier macht sich die Geräuscharmut besonders bemerkbar, ebenso wie der samtene Komfort des unbedingt empfehlenswerten DCC-Fahrwerks.

Das RS-Coupé darf 20 km/h schneller fahren

Jetzt der iV 80x: 425 statt 310 Nm, Allrad- statt Heckantrieb und 7,0 anstelle von 8,8 Sekunden – fahrdyna­misch distanziert der „X“ den kleineren Bruder deutlich, fährt ihm auf der Landstraße auf und davon. Auf der Autobahn aber läuft auch er bei 160 km/h in den Bregenzer, bietet zudem eine geringere Reichweite.

Das Beste zum Schluss: Das Enyaq Coupé RS iV bietet die berühmte Schippe mehr – mit 460 Nm und 6,5 Sekunden. Damit gibt sich der RS noch etwas dynamischer als der „X“ – ohne ihn aber zu deklassieren. Spannend wird der RS vor allem durch seine längere Leine, nur er darf 180 Stundenkilometer schnell fahren. Sein individuelles Ausstat­tungs­paket mit extrascharfen Schürzen, einem beleuchteten Kühlergrill („Crystall Face“), 20-Zöllern und dem peppigen Options-Lack „Mamba- Grün“ begeistert. Innen gibt es Sport­sitze mit integrierten Kopfstützen und schwarzen Bezügen mit Zier­nähten in Lime. Das Topmodell kann schon heute geordert werden (57.700 Euro), die schwächeren Brüder folgen zeitnah.