Test Skoda Octavia Scout 2.0 TDI DSG 4x4 (200 PS)Stadt, Land, Fluss

Markus Olejniczak

 · 18.12.2021

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Foto: D. Annameier, A. Olerth (1)

Der Scout 4x4 erweitert das Einsatzspektrum des Skoda Octavia Combi. Mit Beplankung und Höherlegung kokettiert er mit dem SUV-Genre. Dazu gibt es eine reichhaltige Ausstattung

Heute möchte man es angesichts des immensen SUV-Zuspruchs kaum für möglich halten – doch noch vor gar nicht allzu langer Zeit konnte man den hiesigen Auto- geschmack mit „Deutschland, einig Kombi-Land“ umschreiben. Die Länge des Laderaums und seine Variabilität galten über Jahrzehnte als das Maß der Dinge vieler Autointeressenten. Heute stehen eine erhöhte Sitzposition und hemdsärmeliger Offroad-Look offensichtlich höher im Kurs. Doch die Kreuzung beider Genres führte zum höchst charmanten Segment der Offroad-Kombis – eine automobile Spezialität für Feinschmecker. Audi erwies sich 1999 mit dem Allroad Quattro als ein Wegbereiter, der Crossover basierte auf dem A6 Avant. Die Ingolstädter verpassten dem Kombi eine Höherlegung, Quattro-Allradantrieb und robuste Kunststoffbeplankungen – fertig war der universelle Tausendsasa, der in Sachen Fahrdynamik und Effizienz gegenüber einem vergleichbaren SUV habhafte Vorteile mitbringt, dem normalen Kombi im Gelände aber davonfährt. Nicht unterschätzt werden sollte auch der angesagte Offroad- Chic, der bei Vielen Begehrlichkeiten weckt.

Skoda besetzt dieses Segment seit 2007 – mit dem Octavia Scout, der Superb Scout kam erst mehr als ein Jahrzehnt später. Der Octavia Scout baute damals auf dem Combi des Octavia II auf, bot Allradantrieb, Höherlegung und – natürlich – widerstandsfähige Offroad-Beplankungen und fand viele begeisterte Käufer.

SUV-Alternative

Heute sind wir zwei Octavia-Generationen weiter, der SUV-Hype hat noch einmal spürbar zugelegt – logisch, dass der tschechische Autobauer den 2020 vorgestellten Octavia IV erneut in der robust-edlen Scout-Linie zum Kauf anbietet.

Fesch schaut er aus: Die Designer haben hier eine meisterliche Balance aus robust wirkenden Parts mit Abenteuer-Charme sowie edel anmutenden Akzenten gefunden, die dem Scout einen ganz eigenständigen Look verpassen. Vorne zieht ein großer, alufarbener Design-Unterfahrschutz die Blicke auf sich, die unteren Bereiche der Seitentüren, die Radhäuser und Schweller sind mit dickfelligen Kunststoffverkleidungen geschützt. Ein Schlechtwege-Fahrwerk hebt die Bodenfreiheit im Vergleich zu den zivilen Octavia Combi um moderate 15 Millimeter an, die 18-Zoll-Räder kommen in den selben Dimensionen wie die der Combi-Brüder. Die 205/55-17erWinterreifen des Test-Scout sind den aktuell herrschenden, winterlichen Witterungsverhältnissen geschuldet – in Serie rollt der Skoda auf 225/45 R 18-Pneus.

Auch die Heckschürze trägt ein eigenständiges Design, abgerundet von einem auffälligen Diffusor in Silber. Dachreling, Fensterrahmen und Spiegelkappen sind im gleichen Farbton gehalten, was dem Scout eine gleichsam vornehme wie dynamische Note verleiht – genauso wie die Serien-Matrix-Scheinwerfer und die passenden Kristallglas-LED-Heckleuchten mit Wischblinker.

Innen buhlt der Scout mit der geballten Platz-Kompetenz der aktuellen Octavia Combi-Baureihe. Das bedeutet: ein fürstliches Raumangebot auf allen Plätzen und ein für diese Klasse geradezu unverschämt großes Kofferraum-Volumen (640 bis 1.700 Liter). Skoda bezieht die Armaturentafel mit Mikrofaser und veredelt sie mit einem Holz-Dekor, dekorierte den Innenraum mit braunen Kontrastnähten – das sorgt für ein wohnliches Ambiente. Die Vordersitze sind langstreckentauglich klasse konturiert und angenehm straff gepolstert. Der Autobauer aus Mlada Boleslav hat dem Soft-Offroader der Octavia-Familie ein höchst umfangreiches Ausstattungspaket geschnürt: So gibt es Heizungen für die Vordersitze und das Multi-Lederlenkrad mit Schaltpaddles. Parkpiepser rundum sind genauso selbstverständlich wie eine Ambientebeleuchtung, ein digitales Cockpit, eine Zweizonen-Climatronic, Kessy, ein Multimedia-Touchscreen mit Online-Anbindung, eine Freisprech- einrichtung mit Phonebox, Wireless Smart Link zur Handy-Koppelung, DAB+, eine Fahrprofilauswahl und vieles mehr. Wer den eingeschlagenen, luxuriösen Weg weiter beschreiten will, der sollte unbedingt in die elektrischen Ergositze mit Massagefunktion und Mikrofaser-Ausstattung (1.890 Euro) sowie das formidable DCC-Adaptiv-Fahrwerk (870 Euro) investieren. Es hebt nicht nur durch die radselektive Regelung im Mikrosekundenbereich das Fahrgefühl um mindestens eine halbe Klasse, es kann zudem in weiten Bereichen zwischen straff und komfortabel verstellt werden. Für 1.360 Euro packt Skoda den Radartempomaten ACC, die Müdigkeitserkennung und den Travel Assist (Traveller), der automatisiert lenkt, bremst und beschleunigt, obenauf und nennt das Ganze „Reise Plus-Paket“, das allerdings das Zubuchen eines Navis erfordert. In dieser Art hat Skoda einige Pakete geschnürt, die viele Optionen sinnvoll zusammenfassen und zu attraktiven Preisen offerieren.

Sauber, sparsam, souverän

Stellt sich noch die Frage nach dem passenden Antrieb: Mit Ausnahme des Einstiegsaggregats (1.5 TSI e-TEC, 150 PS, 36.030 Euro) kommt der Scout stets mit geregeltem 4x4-Antrieb, der perfekt zum vielseitigen Anspruch passt. Ein DSG ist immer obligatorisch. Vielfahrer werden zum Zweiliter-Diesel greifen, den es mit universellen 150 PS oder souveränen 200 PS gibt. Der Test-Scout ist mit dem Top-TDI ausgestattet, kostet 41.850 Euro.

Das Triebwerk ist mit zwei SCR-Katalysatoren und doppelter AdBlue- Einspritzung ausgerüstet, die für eine bestmögliche Reduktion von Stickoxiden in jeder Betriebs-Situation sorgt. Knapp über Leerlaufdrehzahl liegt ein Drehmomentplateau von gewaltigen 400 Newtonmetern an, welche das Scout-Fahren mit einer ungemeinen Leichtigkeit versüßen. Der TDI erweist sich als enorm elastisch, jedes Zucken im rechten Fuß wird mit einer druckvollen Beschleunigung pariert. Das zeigt sich auch in den Fahrleistungsmessungen, bei denen der Skoda den Standardsprint lässig mit 7,2 Sekunden abhakt. Das Ende der Vortriebs ist erst bei echten 230 km/h erreicht. Dazu passt das souveräne Handling mit direkter Lenkansprache und lange neutralem Eigenlenkverhalten. Traktion ist dank des 4x4-Antriebs jederzeit vorhanden, was am Kurvenscheitelpunkt einen problemlosen Vollgas-Einsatz ermöglicht.

Traumauto für Gespann-Piloten

Doch animiert der Scout nicht wirklich zur Jagd nach Bestzeiten: Er ist eher der schnelle Reise-Souverän, der bei entsprechend gewähltem Fahrprofil mit tollem Akustik- und Federungskomfort verwöhnt und den Fahrer auch nach langen Fahrten entspannt aussteigen lässt. Vorausschauend bewegt liegt der Verbrauch unter sechs Litern Diesel, im GF-Schnitt nahm der 200-PS-Allrader sehr anständige 6,2 Liter. Flott gefahren sind es noch immer vertretbare acht Liter.

400 Newtonmeter und Allradantrieb prädestinieren diesen Scout geradezu als Zugfahrzeug für Wohnwagen und Co., zwei Tonnen Anhängelast lassen das Herz jedes Gespannpiloten höher schlagen. Skoda liefert dazu eine ausklappbare AHK für 890 Euro. Wer den Scout aber ausschließlich im Solo-Betrieb nutzen will und zu den gemäßigten Fahrern zählt, darf auch den 150-PS-TDI wählen und 1.910 Euro sparen.

Das Scout-Konzept funktioniert hervorragend, emotionalisiert den jahrzehntelang bewährten Kombi. Pragmatiker, die damit nichts am Hut haben, greifen zum Octavia Combi.