FahrberichtSkoda Octavia RS 2.0 TSI – Puls-Beschleuniger

Martin Santoro

 · 18.12.2020

Fahrbericht: Skoda Octavia RS 2.0 TSI – Puls-BeschleunigerFoto: Jan Bürgermeister

Der neue Skoda Octavia RS mit dem Zweiliter-Turbo-Benziner hat in puncto Leistung und Fahrdynamik ordentlich zugelegt! Zudem ist der Kompaktsportler digitaler als je zuvor

Seit nunmehr 20 Jahren trägt das Spitzenmodell der Octavia-Familie die Buchstaben „RS“, was für Rally Sport steht und eine stetig wachsende Fangemeinde erfreut. Vom anhaltenden Erfolg sieht sich Skoda motiviert, die mittlerweile vierte RS-Generation weiter auszubauen. Zum Angebot zählen der verbrauchsgünstige 200-PS-Diesel für Kilometerfresser sowie alternativ auch ein Plug-in-Hybrid. Mit dem 245 PS-starken Octavia RS iV (Fahrbericht GF 11/20) kommt dabei erstmalig ein zukunftsorientierter Antrieb ins RS-Sportstudio, der durch seine effizienzorientierte Hochtechnologie gar mit einer Innovationsprämie lockt. Freunden der reinen Dynamiklehre reichen die Tschechen hingegen den bewährten Zweiliter-Turbo-Benziner nach, der uns beim ersten Kennenlernen seine RS-typischen Qualitäten eindrucksvoll demonstrierte.

Optisch unterscheidet sich auch dieser RS von normalen Octavia-Versionen durch feine Details, die ihn als besonderen Ableger ausweisen. Der merklich veränderte Auftritt ergibt sich aus schwarz gehaltenen Elementen wie Kühlergrill, Außenspiegel, Fensterrahmen und Heckspoiler. Markante Schürzen plus dezente RS-Schriftzüge prägen Front und Heck. Verchromte Endrohrblenden sowie spezielle 18-Zoll-Felgen (Serie) mit schwarzen Elementen runden den optisch sportiven Auftritt ab.

RS TSI: die Sportskanone

Innen setzt sich der individuelle RS-Look mit einem dunkel gehaltenen Ambiente fort. Feines Alcantara bedeckt den Armaturenträger, Dekorleisten tragen Karbon-Optik, die Pedale glänzen im Edelstahl-Look. Integral-Sportsitze mit aufgestickten RS-Logos bieten exzellenten Seitenhalt und sind ebenso Serie wie das sportliche Dreispeichen-Multi-Lenkrad mit perforiertem Lederkranz. Zusätzlich verleihen rote Ziernähte dem Cockpit eine noble Note. Alles wirkt hochwertig und top verarbeitet. Das 10,2-Zoll große digitale Kombiinstrument unterscheidet sich anhand exklusiver RS-Grafiken nebst Anzeigen vom originären Octavia-Cockpit. Ein zehn Zoll großes Infotainment-Display ist grundsätzlich mit an Bord.

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Foto: Jan Bürgermeister

Und unter der Haube? Leistet ein Zweiliter-TSI 245 PS bei 5.250 bis 6.500/min. Laut Datenblatt beschleunigt der Vierzylinder den RS in vielversprechenden 6,7 Sekunden von Null auf Tempo 100. Gestartet wird per Knopfdruck an der Lenksäule rechts. Die Drehzahlnadel erwacht, der vernehmbare Motorsound erklingt, sobald am großen TFT-Bildschirm zum Fahrprogramm „Sport“ gewechselt wird. Damit einher geht die Scharfstellung von DCC-Fahrwerk, Lenkung, Gaspedal und DSG-Getriebe. Schon die ersten Meter begeistern, das typische RS-Gefühl kommt sofort auf. Dampf in allen Lagen wird geboten, ein satter Durchzug, und, was wohl das wichtigste ist, ausreichend Biss auch oberhalb von 4.000 Touren. Es tut sich was beim Tritt aufs Gaspedal, hellwach nimmt der Motor Gas an und dreht zügig bis zum Schaltpunkt von 6.500/min hoch. Die Motorabstimmung passt, die Fans werden begeistert sein.

Den vehementen Vortrieb regelt das Direktschaltgetriebe bravourös. Es kommt Freude auf, wenn es zackig ihre sieben Stufen rauf schnalzt – jeweils begleitet von einem kurzen, tiefen Basston, den ein fein justierter Soundaktor akustisch ins Cockpit wirft. Das weckt ebenso Emotionen wie der spontane Leistungseinsatz, wenn nach dem Schaltstufenwechsel ohne Zugkraftunterbrechung die Nadel kurz auf viernull fällt, um blitzschnell wieder empor zu schießen. Manuelle Schaltvorgänge lassen sich über griffig gerippte Schaltwippen provozieren. Jedes Herunterschalten der Gänge quittiert der RS mit einem brabbeligen Spratzen, was an Fehlzündungen aus vergangenen Zeiten erinnert. Obendrein offeriert die Drehmomentkurve nicht allein auf dem Papier einen bulligen Antritt: 370 Newtonmeter liegen bereits ab 1.600/min an und reichen über ein langes Plateau bis 4.300 Kurbelwellenumdrehungen pro Minute, sorgen für sportiven Punch.

Enorme Fahrstabilität

Der neue RS bietet einen ausgezeichneten Kompromiss: Kraft aus dem Keller und doch genügend Drehfreude im oberen Drehzahlbereich. Und Leistung hat das Ding: Ruckzuck ist der Skoda im fünften Gang. Oberhalb von Tacho 200 geht es nochmals flott voran, erst bei elektronisch abgeregelten 250 km/h ist Schluss. Die RS-Bremsanlage mit ihren feurig rot lackierten Sätteln macht zudem einen ebenso sicheren Eindruck wie das neu abgestimmte Fahrwerk. Speziell dem Feder/Dämpfer-System schenkten die Tschechen viel Aufmerksamkeit. Ob mit Serien-Sportfahrwerk oder wie bei unserem Probanden mit adaptiver Fahrwerksregelung DCC (im Ausstattungspaket Reise und Komfort zu 1.325 Euro), gegenüber einem normalen Octavia liegt der RS generell um 15 Millimeter tiefer. Mit straffer Abstimmung im Sportmodus lässt das feine Ansprechverhalten auch mit optionalen 19-Zöllern keinen Komfort im Reisemodus vermissen. Fabelhaft, wie die Komponenten an der treibenden Vorderachse zusammenarbeiten, dass sich die 245 PS erstaunlich gut auf den Asphalt bringen lassen. Fahrdynamisch zeigt der RS deutlich, wie ausgeklügelt, austatiert und feingeschliffen das Octavia-Flaggschiff inzwischen ist. Direkt und präzise lässt sich der RS dank seiner serienmäßigen Progressivlenkung feinfühlig dirigieren, nimmt schnelle Kurven überragend fahrstabil und stets an der Ideallinie klebend. Mit lustvollem Verve stürmt der Super-Skoda um die Ecken, unterstützt von der mechanischen Vorderachsquersperre (VAQ), mittels derer er sich förmlich aus jeder Kehre zieht. Da wankt nichts, da taucht nichts weg. Und: Er untersteuert noch weniger als der eh schon klasse Vorgänger. Trotz Höchstgenuss an Fahrspaß bleibt der Verbrauch zumindest theoretisch mit 6,5 Liter Super nach NEFZ moderat.

Und was kostet das neue RS-Feeling? Für 37.958 Euro steht die Limousine mit Handschaltung in der Liste. Unser Probe-Sportler mit DSG ist 585 Euro teurer. Angesichts von Leistung, gebotener Serienausstattung und nicht zuletzt ausgezeichneter Verarbeitung sicher angemessen. Für den vor allem unter sportlichen Familienvätern beliebten Octavia Combi RS sind 682 Euro mehr anzulegen.

Der von uns bewegte Zweiliter-Turbo macht Appetit auf mehr und steht klar im Einklang mit Skodas RS-Philosophie: individuelles Design und maximaler Fahrspaß bei überschaubaren Anschaffungs- und Betriebskosten. Ein gelungener Kompromiss aus Sportlichkeit und Komfort – wodurch auch der neue RS wieder klar an der Spitze seiner Klasse steht.