Arne Olerth
· 20.11.2020
Skoda offeriert mit dem 1.5 TSI G-Tec auch für den neuen Octavia Combi wieder einen CNG-Antrieb. Der ist nicht nur besonders umweltverträglich, sondern auch extra kostengünstig
Eines ist klar: Die Wahl des passenden Antriebs wurde in den letzten Jahren nicht eben einfacher. Schenkt man dem Boulevard Glauben, so ist der Diesel pfui, aus ökologischer Sicht nur der E-Motor sinnvoll. Die Wahrheit ist naturgemäß eine andere – und ganz sicher weniger eindimensional. Denn: Die Batteriezell-Produktion verhagelt dem E-Auto eine blütenweiße CO2-Weste. Es kann diesbezüglich erst nach verblüffend langer Betriebszeit den klassischen Verbrenner einholen. Der wurde zudem mittels Partikelfilter jeden trübenden Stäubchens im Abgas befreit, die Twin-Dosing-TDI treiben die NOx-Emissionen gar an die Nachweisgrenze der Messgeräte. Zudem erhalten immer mehr TSI Effizienz-Schützenhilfe von einer E-Maschine mit Akku. Kleinformatig als Mild Hybrid oder großkalibrig als Plug-In-Hybrid – der Strauß an Antriebstechniken ist derzeit wahrlich bunt.
Im öffentlichen Diskurs gerne übersehen wird dabei der CNG-Motor. Er kommt ohne zusätzlichen CO2-Rucksack aus der Produktion, emittiert im Betrieb ein Viertel weniger Kohlendioxid als ein Benzinmotor. Doch es geht noch besser: Methan, der Hauptbestandteil von Erdgas (CNG), kann aus der Vergärung von Gülle und organischen Reststoffen hergestellt werden. Oder aus überschüssigem Windstrom – wie Audi es seit 2013 im industriellen Maßstab exerziert. Damit sinkt die CO2-Emission im Betrieb fast auf Null, ist der Antrieb faktisch uneinholbar für jedes mit Ökostrom betankte E-Auto. Darüber hinaus entstehen so gut wie keine Rußpartikel, auch die NOx-Emissionen liegen auf einem lächerlich niedrigen Niveau. Nicht zuletzt kann man kaum günstiger Auto fahren als mit CNG.
Annähernd CO2-neutrales Autofahren
Warum bevölkern angesichts dieses Bündels an Vorteilen nicht mehr CNG-Autos unsere Straßen? Das mag an der geringen Bekanntheit oder seiner schmalen Lobby liegen. Obendrein wird CNG gerne mit Autogas (LPG) verwechselt: Dieses Propan/Butan-Gemisch ist in Sachen Leistung und Ökologie CNG haushoch unterlegen, kassierte in Folge von Auto-Bränden Einfahrtverbote in viele Tiefgaragen. Und CNG? Der TÜV Süd attestiert: „Fahren mit CNG/Erdgas ist genauso sicher wie mit Benzin oder Diesel, die Brand- oder Explosionsgefahr ist sogar geringer“.
Der vermeintliche Pferdefuß des CNG-Antriebs ist aber die Tankstellendichte. 900 Stationen deutschlandweit mögen den Umsteiger erst einmal schrecken. Doch erfordert das Thema „Futter fassen“ im täglichen Umgang weitaus weniger Umstellung als etwa mit einem E-Auto. Der Tankvorgang dauert kaum länger als beim TDI/TSI, das Tankstellennetz ist weit gespannt und mittels App oder Navi leicht handelbar. Zudem hat das CNG-Auto stets auch eine Benzin-Reserve mit an Bord – etwa für einen Kaltstart bei tiefen Temperaturen.
So auch der Skoda Octavia, der neben TDI, TSI, den Mild-Hybriden e-Tec und den Plug-in-Hybriden iV auch den CNG-Motor G-Tec im Aggregate-Portfolio listet – gleichermaßen für Combi und Limousine. Neun Liter fasst sein Benzinvorrat. Umso größer fällt die Kapazität der CNG-Tanks aus: 17,33 Kilo. Die sorgen für etwa 500 Kilometer Reichweite nach WLTP, im Verbund mit dem Benzinvorrat sind es gar deren 690 Kilometer. Sorgen vor einem Liegenbleiben sind also unbegründet. Die Tankanlage ist im Bereich der Hinterachse untergebracht, der Skoda büßt Reserveradwanne und das Fach unter dem Kofferraumboden ein. Damit schrumpft das Stau-Volumen des Combi auf noch immer sehr anständige 495 Liter. Es kann durch Umlegen der Rückbank auf 1.560 Liter erweitert werden.
Bis auf das „G-Tec“-Badge hinten unterscheidet sich das Exterieur des CNG-Octavia nicht von seinen Brüdern – wird dieser doch nicht als eigenständiges Modell geführt. Vielmehr ist der Antrieb für die Ausstattungslinien Ambition, Style und die First Edition wählbar. Auch das Interieur mit seinem opulenten Raumangebot im Fond und dem ergonomischen Fahrerarbeitsplatz zeigt sich unverändert. Im Cockpit gibt es eine zweite Tankuhr und eine angepasste MFA – das war´s auch schon an Unterschieden.
Gefahren wird mit CNG, zumindest solange Gas im Tank ist – eine Wahlmöglichkeit gibt es nicht. 130 PS leistet das Aggregat (GF 8/19), stemmt 200 Newtonmeter auf die Kurbelwelle. Ausgesprochen laufruhig im Leerlauf nimmt es druckvoll Fahrt auf, bleibt akustisch immer im Hintergrund. Stets gekoppelt an ein flinkes Siebengang-DSG erweist sich der CNG-Motor als perfekt skaliert für den automobilen Alltag. Der Sprint auf Hundert wird mit 9,6 Sekunden angegeben, die Spitze mit 212 km/h – mehr braucht man wahrlich nicht. Neben dem klasse Akustikkomfort gefällt auch die schmeichelhafte Abstimmung der Federelemente, die zusammen mit den tollen Sitzen für Entspannung auf der Langstrecke sorgt. Freude auch an der Tanke, kosten 100 Kilometer doch keine vier Euro (Normverbrauch: 3,5 kg CNG). Auch der Basispreis des Octavia Combi G-Tec kann sich sehen lassen: 30.959 Euro. LED-Scheinwerfer und Alufelgen sind dabei genauso an Bord wie eine Climatronic. Unsere Meinung: ganz sicher keine schlechte Wahl.