Vorstellung Audi A6 E-Tron ConceptE-Motion

Joachim Fischer

 · 30.04.2021

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Foto: Audi

Audis Shanghai-Showcar A6 E-Tron Concept fesselt auf den ersten Blick. Und das Beste daran ist: Er soll weitgehend so in Serie gehen

Klar doch, genießen Sie erst mal in Ruhe die Fotos. Es kommt nicht so oft vor, dass der Blick auf einen neuen Wagen so augenblicklich elektrisiert wie der auf den A6 E-Tron Concept, den Audi bei der Auto Shanghai 2021 gezeigt hat. Ein Automobil wie ein Monolith, aus einem Guss, dynamisch, elegant, aber dabei in keiner Weise effektheischend oder aufgeregt. Momentan ist der A6 E-Tron Concept zwar nur ein Exterieur-Modell, doch er soll in dieser Form schon sehr nahe an die spätere Serien-Wirklichkeit herankommen. Und zugleich gibt er einen Ausblick auf die atemberaubende Optik von Audis künftigen, elektrisch angetriebenen Oberklasse-Modellen.

E-Oberklasse auf PPE-Plattform

Mit 4,96 Metern Länge, einer Breite von 1,96 Metern 1,44 Metern Höhe und einem Radstand von 2,95 Metern lässt sich der A6 E-Tron Concept rein größenmäßig in die Liga der heutigen A6/A7-Modelle der Ingolstädter einordnen, gibt sich zudem klar als Sportback zu erkennen. Gleichzeitig verheißt er aber einen gewaltigen Sprung nach vorne – im Design wie in der Technik. Natürlich ist der A6 E-Tron Concept ein reines E-Mobil. Er basiert auf der neuen, sogenannten PPE-Plattform (Premium Platform Electric), die Audi zusammen mit Porsche entwickelt. Doch dazu später mehr.

Verweilen wir noch einen Moment bei der traumhaften Optik: Die Front verrät sofort den elektrischen Antrieb. Der großflächige, geschlossene Singleframe wird im unteren Bereich von prägnanten Lufteinlässen für die Kühlung von Antrieb, Akku und Bremsen flankiert. Die flachen Scheinwerferbänder vorne und das durchgehende OLED-Leuchtenband hinten ziehen sich weit in die Kotflügel. Große 22-Zoll-Räder, kurze Überhänge, eine flache Kabine und der weite Coupé-Dachbogen bestimmen die sportlichen Proportionen. Der Karosseriekörper zeigt sanfte Übergänge zwischen konvex und konkav geformten Flächen, verzichtet auf harte Kanten. Typisch Audi Sportback: die Fenstergrafik mit ihrem Anstieg des hinteren Seitenfensters, der die D-Säule betont schlank erscheinen lässt. Die Quattro-Radhäuser sind weit, aber organisch ausgestellt. Verbunden werden sie Audi-typisch durch den erhaben modellierten, mit schwarzen Einlegern betonten Batteriebereich oberhalb der Seitenschweller. Ebenfalls an Bord: die zierlichen, kamerabasierten virtuellen Außenspiegel.

Der starke Einfluss des Windkanals auf die Gestaltung des A6 E-Tron Concept ist speziell an der Heckpartie abzulesen. Der obere Abschluss ist als aerodynamisch wirksame Abrisskante geformt. Im unteren Bereich findet sich ein großer Heckdiffusor. Dieses Element kanalisiert die unter dem Fahrzeug fließende Luft für eine verwirbelungsfreie Ausströmung – das reduziert Luftwiderstand und Auftrieb.

Windschlüpfrig mit cW 0,22

Die Windspiele haben sich gelohnt: Der A6 E-Tron glänzt mit einem sensationellen cW-Wert von nur 0,22 und steht damit ganz in der Tradition des ehemaligen cW-Weltmeisters Audi 100 C3 von 1982. Gerade bei einem E-Mobil ist ein guter cW-Wert besonders wichtig, denn er ist Garant für höchste Effizienz und damit Bestwerte in der Reichweite.

Zu der trägt übrigens auch der neue, besonders schicke Lack „Heliosilber“ bei. Wie das gehen soll? Heliosilber kann einen bedeutenden Teil der Wärmestrahlung im Sonnenlicht reflektieren und verhindert so das übermäßige Aufheizen des Innenraums. So kann man öfter auf den Einsatz der Klimaanlage verzichten, die neben dem Antrieb eine der wesentlichen Stellschrauben für den Energieverbrauch und so die Reichweite ist.

Eine gesonderte Betrachtung verdient die Beleuchtung des A6 E-Tron Concept, die – wie so oft bei Audi – höchst innovativ ist. Extrem schlank und bündig integriert, fallen die flachen Scheinwerfer und Heckleuchten aus. Digitale Matrix-LED- und OLED-Technik holen bei minimaler Fläche ein Maximum an Helligkeit und Funktionsvielfalt heraus. Gleichzeitig ermöglichen sie personalisierbare Lichtsignaturen. Doch es geht noch viel mehr: An den Seiten der Karosserie sind je drei hochauflösende LED-Projektoren integriert, die beim Öffnen der Türen dynamische Lichtinszenierungen am Boden, aber auchneue Sicherheitsfunktionen ermöglichen. Sie erzeugen Symbole auf dem Asphalt – zum Beispiel, um einen Fahrradfahrer vor dem Öffnen der Fahrzeugtür zu warnen. Weitere vier hochauflösende LED-Projektoren – unauffällig in die Fahrzeugecken integriert – können Blinkerprojektionen erzeugen, die je nach Zulassungsbestimmungen variiert werden können. Geradezu Kino- Qualität entwickeln die digitalen Matrix-LED-Scheinwerfer vorne. Steht der Audi A6 E-Tron Concept etwa bei der Ladepause vor einer Wand, können sich Fahrer und Fahrgäste die Zeit mit einem großformatig auf diese projizierten Videospiel vertreiben – natürlich designed by Audi. Hinten arbeitet eine neue Generation von digitalen OLED-Elementen, die im durchgehenden Leuchtenband wie ein Display fungieren. Sie erlauben nahezu unbegrenzt individualisierbare Variationen von Lichtsignaturen und -Inszenierungen nach dem Geschmack des Kunden.

PPE-Plattform in Modul-Bauweise

Die brandneue Plattform PPE, auf der der A6 E-Tron Concept basiert, ist ausschließlich für batterieelektrischen Antrieb konzipiert. Zentrales Element der künftigen PPE-Flotte ist ein Lithium-Ionen- Batteriemodul zwischen den Achsen, das im A6 E-Tron Concept rund 100 kWh Energie bereithält. Indem Audi die gesamte Fahrzeugbasis nutzt, ist für den Akku ein besonders flaches Layout möglich, das neben SUV und CUV auch Fahrzeuge mit dynamischer, flacher Architektur wie etwa den Audi A6 E-Tron Concept ermöglicht. Akkugröße und Radstand von PPE-Fahrzeugen sind weit skalierbar – dies macht deren Einsatz vom B- bis zum D-Marktsegment möglich. Ein hohes Maß an Innenraum-Länge und damit Beinfreiheit in beiden Sitzreihen zählt segmentübergreifend zu den zentralen Vorteilen. Zudem entfällt der Kardantunnel. Und selbstverständlich sind PPE-Fahrzeuge nicht nur mit effizientem und damit reichweitenstarken Heckantrieb sondern auch als höchst dynamische Quattro-Modelle geplant.

350 kW und 800 Nm

So auch der A6 E-Tron Concept, der von zwei elektronisch im Zusammenspiel gesteuerten Elektromotoren (vorne Asynchron-, hinten Permanenterregte Synchron- Maschine) mit einer Systemleistung von 350 Kilowatt (476 PS) sowie 800 Newtonmetern maximalem Drehmoment angetrieben wird. Die Kraftübertragung übernimmt ein effizienzoptimiertes Eingang-Getriebe. Zudem verfügt der A6 E-Tron – wie alle künftigen PPE- Derivate – über die bereits aus dem Audi E-Tron GT bekannte 800-Volt-Ladetechnik, die an Schnellladesäulen bis zu 270 kW Ladeleistung zulässt. Erstmals zieht diese revolutionäre Technik mit der PPE nun in die Volumensegmente der Mittel- und Oberklasse ein. Im Optimalfall bedeutet das: Zehn Minuten laden für 300 Kilometer Reichweite oder rund 25 Minuten, um den 100-kWh-Akku des A6 E-Tron Concept von 5 auf 80 Prozent zu pushen.

Zusammen mit einer Reichweite von – je nach Antriebsvariante und -leistung – mehr als 700 Kilometern zeigt sich der Audi A6 E-Tron Concept absolut erstwagentauglich. Das gilt auch für die Fahrleistungen: Selbst die ökonomisch ausgelegte Einsteigervariante wird den Standard-Sprint auf 100 km/h unter sieben Sekunden schaffen, das sportliche Topmodell gar unter vier. Das verlangt auch nach einem Top-Fahrwerk. Die Vorderräder des Audi A6 E-Tron Concept sind über eine für E-Fahrzeuge optimierte Fünflenker-Achse angebunden. Hinten arbeitet eine Mehrlenker-Achse. Zudem steckt unter dem exquisiten Blechkleid die Luftfederung mit adaptiven Dämpfern.

Erstmals zum Serien-Einsatz gelangt die neue PPE-Plattform 2022 allerdings bei einer anderen Audi-Neuheit. Doch dann geht es Schlag auf Schlag, denn über die volumenstarken B- und C-Segmente lässt sich das Angebot an E-Automobilen besonders wirkungsvoll erweitern.