Andreas A. Berse
· 18.01.2023
Kein 356er hat mehr Siege auf dem Buckel als der legendäre »V2« von Paul Ernst Strähle. Wir besuchten das millionenschwere Original mit dem Schuco-Modell in 1:18. Kein 356er hat mehr Siege auf dem Buckel als der legendäre »V2« von Paul Ernst Strähle. Wir besuchten das millionenschwere Original mit dem Schuco-Modell in 1:18.
Strähle investierte nach dem Sieg. Das Ziel: Der Porsche sollte leichter und stärker werden. Das hieß: Türen und Hauben aus Aluminium, Plexiglas für die Scheiben und Hubraumerhöhung auf 1.600 Kubikzentimeter. Dieser Boxermotor steckt heute noch im »V2« – es ist kaum zu glauben. Und: Ab diesem Umbau trug der Wagen auch das berühmte Kennzeichen WN-V2. Zwei Jahre später folgte der unfassbare Triumph für die Geschichtsbücher: Strähle startete mit Robert Buchet bei der Rallye Lüttich–Rom–Lüttich. 1959 führt der Weg von Lüttich über Jugoslawien zurück nach Rom, denn die Italiener wollten im Sommer keine lärmenden Autos in der Ewigen Stadt haben. Auf einigen Pässen ist ein Durchschnitt von 50 km/h kaum zu schaffen. Das Martyrium für Mensch und Maschine dauert 91 Stunden. Es fallen mehr Fahrzeuge aus, als ins Ziel kommen. Von 104 Startern schaffen es gerade einmal 14 zurück nach Lüttich. Und der »V2« gewinnt, Paul Ernst Strähle liefert auf der Gaviapassstraße sein Meisterstück ab. Er fuhr den 2.621 Meter hohen Pass am Stilfser Joch ohne den zweiten Gang. Es lag am Schaltgestänge. Es musste der erste Gang reichen, bei 8.000 Umdrehungen pro Minute.
Das toprestaurierte, in hellem Adriablau schimmernde Original des Porsche 356 wirkt wie ein federleichter Kolibri, der über den Asphalt fliegen kann.
Aber: Strähle bereitete seine Motoren selbst in seiner eigenen Werkstatt vor. Offenbar sehr gewissenhaft.
Genau dieser Motor ist immer noch verbaut, und das Original parkt im schönsten Bundesland, in Bayern. Optisch trägt der wackere Held jetzt das Outfit vom Sieg bei der Lüttich-Rom-Lüttich-Fahrt, also die Startnummer 27. Der Wagen ist klein, beinahe winzig, scheint fast zerbrechlich zu sein, aber das täuscht gewaltig. Dieser Renntitan wirkt wie ein bläulich schimmernder Kolibri, der perfekt über den Asphalt f liegen kann, aber er hat es auch faustdick unter der Haube. Insbesondere, wenn Paul Ernst Strähle hinter dem Lenkrad mit ihm zu verwachsen scheint. Was ist der Strähle, und was ist der Porsche? Und: Es scheint so, als dufte der »V2« ganz unverwechselbar nach Erfolg.
Wir haben dem Helden etwas mitgebracht: Das passende 1:18-Modell aus dem Hause Schuco. Was Porsche für die Sportwagen-Jünger, ist die Traditionsfirma aus Franken für die Fans des Modellautos: ein ikonischer Name mit unwiderstehlicher Strahlkraft. Antriebsvirtuosen unter sich: Hier der Boxer, dort die ausgeklügelten Federwerke. Natürlich baut Schuco den »V2« heute aus schwerem Zinkdruckguss, schenkt ihm bewegliche Türen und Hauben sowie lenkbare Vorderräder. Auch die Finessen kommen nicht zu kurz: Ein Gummizug, der zwischen den Zusatzscheinwerfern gespannt wird, fixiert die Haube. Am Heck ist auf dem Grill sogar die kreisrunde Plakette der »Royal Motor Club Union Liège-Rom-Liège« zu sehen, 18fach verkleinert und satt schimmernd. So als wollte auch der verkleinerte »V2« seinen Sieg etwas vorwitzig herausposaunen. Nachdem Schuco diese Version Anfang des Jahres in seinem Katalog angekündigt hatte, beschleunigten die Orders so schnell wie Paul Ernst Strähle 1959 im ersten Gang auf dem Gavia-Pass.
In einem Punkt ist die adriablaue Verkleinerung aber nicht maßstabgerecht. Während das Original eindeutig millionenschwer ist und bleiben wird, rufen die Franken bescheidene 99,99 Euro für ihre Verkleinerung auf. Dass dieser 1:18er zum Siegertyp bei den Sammlern mutieren wird, ist also sicher und komplettiert den Erfolg des »V2« mit einem weiteren Kapitel.