Test Seat Ateca 2.0 TSI – Sportsfreund

Arne Olerth

 · 01.11.2021

Seat Ateca 2.0 TSI
Foto: Jan Bürgermeister

Der Seat Ateca ist von Hause aus dynamisch positioniert – erst recht in der FR-Sportlinie. Richtig rund wird die Sache mit dem 2.0 TSI-Turbomotor und traktionsstarkem Allradantrieb

In der hart umkämpften Klasse der kompakten SUV ist der Seat Ateca ein ganz großer, erobert die Herzen der Interessenten im Sturm. Im Frühjahr 2016 kam das erste SUV der Spanier auf den Markt, im Sommer war die Jahresproduktion bereits ausverkauft. Bis 2020 fanden gar mehr als 300.000 Ateca einen Käufer. Und die Erfolgsstory geht weiter, hat ein Facelift vor einem Jahr das sportiv gezeichnete SUV doch spürbar aufgewertet.

Für Kunden mit besonderen Ambitionen wurde der Cupra Ateca mit potenten 300 PS, geschärftem Design und Allrad-Antrieb auf Kiel gelegt – das Einstandsmodell, mit dem Seats Sport-Tochter Cupra 2018 an den Start ging. Doch zeigt sich dieses mit aktuell starken 47.000 Euro für manchen Seat-Fan preislich entrückt. Doch hoppla: Ein Blick in die Preisliste offenbart eine mit 37.620 Euro günstige Alternative mit 190 PS: Der Seat Ateca 2.0 TSI kommt ebenfalls mit Zwoliter- Turbobenziner, Allradantrieb und DSG-Getriebe – wahlweise im edlen Xperience-Dress oder sportlich als FR, der sich hier dem GF-Test stellt.

Natürlich bleibt beim Auftritt ein Respektabstand zum Cupra gewahrt, doch macht das FR-Paket optisch einiges her: Die robusten Kunststoff-Beplankungen an Radhäusern und Türen sowie die untereren Teile der Schürzen vorne und hinten sind edel in Wagenfarbe lackiert – da nimmt der FR unverhohlen Anleihen am großen Bruder. Auch der Dachkanten-Spoiler mit seitlichen Finnlets stammt aus dem Cupra-Regal. Dazu gibt es Voll-LED-Scheinwerfer, LED-Rückleuchten mit Wischblinker und große 18-Zoll-Leichtmetallräder. Spiegelkappen, Kühlergrill, Fenstereinfassungen und Dachreling sind sportlich dunkel gehalten – die Fond- Verglasung ebenso.

Umfangreiche Serienausstattung

Ambiente-Beleuchtung, Multi-Lederlenkrad, Zwei-Zonen-Climatronic, Rückfahrkamera, Fahrprofil-Auswahl und Progressivlenkung sind von Hause aus an Bord – hier und da darf aber noch ein wenig nachgeschärft werden. Zum Beispiel mit breiter bereiften 19-Zoll-Rädern, die das Einlenkverhalten und die Optik gleichermaßen optimieren. Dazu passen die superben DCC-Adaptivdämpfer. Empfehlenswert: die schwarzen Kunstfaserbezüge Dinamica (410 Euro). Sitz- und Lenkradheizung ziehen für 480 Euro ein. Ein großer Touchscreen im 8,25-Zoll-Format mit DAB+-Audiosystem und voller Online-Funktionalität dank eingebauter eSIM ist Serie, noch mehr gibt´s mit dem Navi-­System (800 Euro): Sprachbedienung, Online-Infotainment und ein fetter 9,2-Zoll-Touchscreen. Wer sich das große Navi sparen will, sollte die Option „Full Link“ (210 Euro) zur Navigation via Handy ankreuzen. Mit digitalem Cockpit und dem Radartempomat ACC landet der Interessent bei knapp 42.000 Euro – in Anbetracht der rundum gehobenen Ausstattung wahrlich nicht zu teuer.

Geregelter Allradantrieb

Ist noch Spielraum in der Kasse, kann der Ateca zum wahren Luxusmobil ausgebaut werden: Wie wäre es mit einer Lederausstattung (1.330 Euro), dem Soundsystem von Beats Audio (570 Euro), dem riesigen Panorama-Glas-Schiebedach, das auf Knopfdruck fast schon Cabrio-Feeling an Bord bringt oder der praktischen Standheizung mit Funkfernbedienung (1.050 Euro). Natürlich unterstützt auf Wunsch eine ganze Armada an Assistenten den Fahrer – sinnig zusammengefasst in drei Paketen (M, L und XL). Das King- size-Paket bietet als besonderes Schmankerl den Travel-Assist. Damit lenkt, bremst und beschleunigt das SUV auf Knopfdruck autonom – der Fahrer muss dazu nur die Hände am Steuer belassen.

Genug der Theorie, rauf auf die Messstrecke: 7,1 Sekunden zeigt das Messgerät für den Standardsprint auf Tempo Einhundert, die Tachonadel streicht mit Anlauf über die 230-Marke – keine Frage, der 2.0 TSI liefert. Mit 320 Newtonmeter Drehmoment geht der Zwonull enorm druckvoll zu Werke, überzeugt mit ausgeprägter Drehfreudigkeit.

Fahrspaß satt

Auch beim Handling hinterlässt der Seat nur zufriedene Gesichter. Befehle am Volant werden ansatzlos umgesetzt, die Rückmeldung von Seiten der Vorderachse passt. Dank des 4Drive-Allradantriebs ist Traktion stets vorhanden – Vollgas am Scheitelpunkt der Kurve problemlos möglich. Der Allrad beschert dem SUV zudem eine aufwendige Mehrlenker-Hinterachse, die der einfachen Verbundlenker-Version der Brüder mit Vorderrad-Antrieb in Sachen Präzision überlegen ist. Im Verbund mit dem wankstabilisierenden DCC haben die Seat-Ingenieure darauf ein wunderbar präzises Fahrverhalten komponiert, das mit einem neutralen Eigenlenkverhalten glänzt. Anders ausgedrückt: Dieser Ateca bietet Fahrspaß satt!

Ein Held bei der Parkplatzsuche

Doch den Ateca 2.0 TSI bloß auf seine Dynamik-Tugenden zu reduzieren, würde seinem Allroundanspruch nicht gerecht werden. Mit 4,38 Länge überragt er den Leon gerade um einen Zentimeter – ein unschlagbarer Vorteil bei der innerstädtischen Parkplatzsuche. Gleichwohl können sich hier vier Erwachsene für die Langstrecke richtig komfortabel einrichten, das Raumangebot passt. 485 Liter Kofferraumvolumen unterstreichen die Universalität ebenfalls. Eine Längsverschiebung der Rückbank ist nicht vorgesehen, doch kann das Gepäck­abteil durch Umlegen des asymmetrisch geteilten Lehne auf maximal 1.579 Liter erweitert werden. Sollte das nicht reichen, so nimmt der Ateca 2.0 TSI bis zu 1,9 Tonnen an den ausklappbaren Haken. Parierte der Seat die dynamische Hatz im Sportmodus mit angemessenere Straffheit, so wandelt sich das DCC-Fahrwerk im Komfortmodus zum Langstreckenschmeichler, unter­stützt vom feinen Akustikkomfort des TSI. Auch in Sachen Windgeräusche leistet sich das SUV keinen Patzer.

Sportlich bewegt nimmt der 190-PS-Turbo mehr als zehn Liter – logisch. Doch sind 8,7 Liter Testverbrauch auf der GF-Normrunde mit flotten Autobahn-Abschnitten völlig in Ordnung. Vorausschauend bewegt geht´s sogar unter die Sieben – das innovative Miller-Brennverfahren des TSI macht´s möglich.

Wer es extra-sparsam bei voller Allrad-Universalität haben will und keine Bestzeiten-Ambitionen hegt, der greife zum 150-PS-TDI – wem die Dynamik nicht reicht, besser zum Cupra. Den besten Kompromiss aus beiden Welten aber bietet genau dieser Ateca 2.0 TSI.