Kurztest Seat Tarraco FR 2.0 TDI DSGFerienarbeiter

Arne Olerth

 · 01.10.2021

Der Seat Tarraco ist nicht nur ein profundes Reise-SUV, er zeigt auch enorme Talente als Zugfahrzeug für große Wohnwagen
Foto: Arne Olerth

Der Seat Tarraco ist nicht nur ein profundes Reise-SUV, er zeigt auch enorme Talente als Zugfahrzeug für große Wohnwagen

Die Deutschen haben die Lust am Camping entdeckt, erzielt die Branche doch laut Aussagen des Caravaning-Industrie-Verbands CIVD seit sieben Jahren Umsatzrekorde in Folge – 12,5 Milliarden Euro alleine 2020. Neben Reisemobilen stehen dabei auch Wohnwagen im Fokus der Interessenten. Sie sind nicht nur günstiger in der Anschaffung und im Unterhalt, sie bieten am Urlaubsort auch eine deutlich höhere Flexibilität – schließlich kann der Caravan auf dem Campingplatz verbleiben, wenn das Zugfahrzeug für Ausflüge genutzt wird.

Doch stellt ein Caravan auch besondere Ansprüche an den Zugwagen. So sollten Anhänge- und Stützlast möglichst groß ausfallen. Erstere muss mindestens dem zulässigen Gesamtgewicht des Anhängers entsprechen – und das bitte für 12 Prozent Gefälle. Ein wenig Reserve kann dabei nicht schaden: Dann darf der nächste Wohnanhänger auch eine Nummer größer sein. Je üppiger die Stützlast, desto geringer fällt die Neigung des Gespanns zum Pendeln aus – ein wichtiger Aspekt in Sachen Sicherheit. Ein kurzer Hecküber­hang des Zugfahrzeugs unterstützt das zusätzlich. Und: Eine hohe Stützlast erleichtert das Beladen des Hängers, gegebenenfalls können sogar Fahrräder auf der Deichsel mitreisen. Grundsätzlich muss aber auch die Stützlast des Hängers beachtet werden. Der Antrieb? Sollte kräftig und elastisch sein.

Souveräne 360 Newtonmeter

Seat hat mit dem großen Reise-SUV Tarraco 2.0 TDI mit 150 PS einen luxuriös-praktischen Allrounder im Programm, der alle Anforderungen mit Bravour erfüllt. Satte zwei Tonnen Anhängelast stehen genauso auf der Habenseite wie 100 Kilo Stützlast. Gewaltige 760 Liter Kofferraum-Volumen bieten Platz für das ganz große Urlaubsge­päck – wahlweise auch für zwei weitere Sitzplätze. Das grandiose Raumangebot und der klasse Fahrkomfort sind bekannt – das alles gibt es für faire 37.730 Euro (Style). Zwar kostet der Handschalter weniger, gerade im Gespann-Betrieb aber macht sich der automatisierte DSG-Schaltkomfort doppelt bezahlt. Bei unveränderter Leistung setzt Seat jetzt auf den neuen TDI evo – der zeigt sich noch sparsamer und dank TwinDosing auch extra sauber.

Hohe Fahrstabilität

Zum Test stellte Seat einen Tarraco FR (42.540 Euro) mit unter anderem komfortablen Sportsitzen, 19- Zöllern, Climatronic und Rückfahrkamera. Letztere adelt das Gespannfahren schon beim Ankuppeln zum Vergnügen: Neben der klassischen Rückfahransicht gibt es auch eine Peilhilfe, mit deren Hilfe exakt unter die Anhängerkupplung rangiert werden kann. Auf großer Fahrt mit Häuschen am Haken erweist sich der Seat als enorm fahrstabil, wird kaum von den Hänger-Bewegungen angeregt. Die adaptiven DCC-Dämper (985 Euro) tragen ihren Teil dazu bei, können je nach Untergrund individuell gestrafft werden.

Mit seinen 360 Newtonmeter pariert der TDI die satten 1,6 Tonnen des Test-Caravans lässig – mehr ist fast schon Luxus. Wünschenswerter für den Gespannbetrieb wäre eher der 4Drive-Allradantrieb, der beim Rangieren auf feuchtem Untergrund noch mehr Souveränität bereitstellen würde. Seat hat diese Option aber für den 150-PS-TDI gestrichen – schade. Dafür gibt es den Rangier-Assistenten (290 Euro), mit dem jeder Novize den Hänger am Ziel flott wie ein Routinier rückwärts durch engste Gassen zirkelt – klasse.

Mit kaum elf Litern Gespann-Verbrauch schont der große Seat auch die Familien-Urlaubskasse. Im Solo-Betrieb nimmt das große SUV gar fünf Liter weniger. Und serviert mit seiner Progressivlenkung, der lustvollen Fahrwerksabstimmung und den optionalen 20-Zoll-Breitreifen eine Menge Fahrspaß. Was will man mehr?