Martin Santoro
· 01.09.2021
Seat hat seine erfolgsverwöhnten Kleinwagen überarbeitet. Ibiza und Arona starten mit aufgefrischtem Design und sauberen Antrieben ins Modelljahr 2022. Neuerungen gibt es auch bei Interieur, Infotainment und digitaler Vernetzung
Seat durfte Ende 2017 als erste Konzernmarke mit seinem Mini-SUV Arona auf der damals neu geschaffenen Polo-Plattform MQB-A0 starten. Eine gute Entscheidung, denn der kleine Cross-over erlaubt sich keine Fehler und avancierte zu einer wichtigen Stütze im Modellprogramm der Marke. Mittlerweile sind 400.000 Arona verkauft, Seat schickt den Cityflitzer moderat renoviert und bei bester Gesundheit in den zweiten Lebensabschnitt, um die Erfolgsgeschichte fortzusetzen.
Wenngleich es das urbane SUV nur mit Frontantrieb gibt, legt Seat beim Facelift großen Wert auf die Betonung des Offroad-Charakters. Dazu nahmen sich die Designer die Bugpartie vor und modifizierten die Schürze samt Nebelscheinwerfer. Diese leuchten nun in Grillhöhe keck in runder Form. Zudem erhält jeder Arona sogenannte Eco-LED-Scheinwerfer mit besserer Ausleuchtung, die weniger Energie verbrauchen sollen. Optional stehen Voll-LED-Leuchten (600 Euro) zur Wahl. Hinten gibt es je nach Ausstattung zwei neu geformte Endrohrblenden.
Beim Feinschliff hat Seat auch gleich die Ausstattungslinien neu geordnet. Reference, Style und FR bleiben, wohingegen die Linie Xperience künftig die Ausstattung Xcellence ersetzt. Der Xperience setzt mit umlaufender Kunststoff-Beplankung den robusten Offroad-Gedanken am konsequentesten zur Schau, wovon wir uns bei einer ersten Begegnung in der Baskenmetropole Bilbao überzeugen konnten.
Neue Ausstattungslinie für den Arona
Dort, am Golf von Biskaya, stand uns der Arona sowie der gleichfalls überarbeitete Seat Ibiza für eine Probefahrt bereit. Bevor wir aber mit beiden Seat nacheinander die schroffe Küstenregion am Atlantik erkunden, sehen wir uns das 4,15 Meter lange SUV des Modelljahrgangs 2022 erst einmal genauer an.
Zwei Frontdesigns sind für den Xperience wählbar, hinten komplettiert ein neuer Spoiler sowie ein sportlicher Diffusor die Aufwertung. Der Vorserien-Arona steht breitbeinig-robust auf seinen Rädern. Montiert ist eines der zwei neuen Raddesigns, die es optional in 18-Zoll gibt. Pfiffig ist auch die Lackierung in Dark Camouflage – eine von drei neuen – mit der ebenfalls neuen Dachfarbe Weiß. Die Hingucker-Farbkombi kostet 525 Euro.
Genug geschwärmt: einsteigen und staunen. Denn den Innenraum verfeinerten die Spanier noch aufwendiger. Klares Highlight: die neue Armaturentafel mit erstmals geschäumten Oberflächen. Die äußeren Lüftungsdüsen sind jetzt rund, ihre farbigen Ringe werden beim Xperience und FR von LEDs beleuchtet. Mit dem Ambiente-Licht (Serie bei Xperience) an den Türen wird das Cockpit zur Wohfühl-Lounge.
Ein umfassendes Update erhielt das Entertainment-Ensemble. Der digitale Instrumententräger (350 Euro) weist neu gestaltete Grafiken auf. Stylisch ist auch das neue Touch-Display in der Mitte, das 20 Prozent größer ausfällt als bisher. Es schwebt quasi über dem Armaturenbrett und liegt durch die höhere Position besser im Sichtfeld des Fahrers. Während der Standardbildschirm 8,25 Zoll groß ist, misst unser optionales Display 9,2 Zoll (1.160 Euro) und kommt ganz ohne Knöpfe aus. Wer wie wir bereits den Leon kennt, kommt auch mit der Bedienung des neuen Arona schnell zurecht. Über Wireless Full-Link beherrscht das System jetzt Android Auto und Apple Car Play, die verbesserte Sprachsteuerung wird über „Hola, hola!“ gestartet. „Mir ist kalt“ stellt die Heizung unverzüglich wärmer. In der Pressemitteilung lesen wir, dass sich über Seat Connect Fahrzeuginfos per App auf dem Smartphone ablesen lassen. Die eingebaute eSIM-Karte ermöglicht unter anderem im Notfall den direkten Anruf bei Rettungsdiensten. Gut zu wissen, aber den Gedanken stellen wir zurück und genießen den luftigen Platz hinter dem nun abgeflachten Lenkrad mit edlem Nappa- Bezug. Wie bisher gefällt das üppige Platzangebot auf allen Plätzen zusammen mit dem erfreulichen Gepäckraum-Volumen von 400 bis 1.280 Litern.
Motorenseitig ist für jeden etwas dabei
Ebenso gut und unverändert ist die Motorenpalette mit Benzinern von 95 bis 150 PS, welche durchweg die aktuelle Abgasnorm Euro 6 AP erfüllen. Diesel und elektrifizierte Varianten gibt es keine. Als alternativen Antrieb bleibt der Dreizylinder-CNG-Motor mit 90 PS im Programm – inklusive seiner unschlagbaren Betriebskosten. Bei ersten Probefahrten durch das Baskenland stand uns die mittlere Leistungsstufe der Benziner mit 110 PS bei 5.500/min und Siebenstufen- DSG bereit. Der fröhlich trommelnde Dreizylinder-TSI ist gut gedämmt, eine Anfahrschwäche ist nicht zu vermelden. Wie erwartet, geht der 1.0 TSI in gewohnter Art und Weise flink voran. Aufgrund seines maximalen Drehmoments von 200 Nm, das bereits bei 2.000 Touren anliegt, hat die kleine Maschine keinerlei Schwierigkeiten den 1,2-Tonnen-Arona in Schwung zu bringen.
So jugendlich, wie es sein neues Design verheißt, bereitet der Arona in der Tat reichlich Fahrvergnügen. Unverzüglich setzt er jeden Lenkbefehl in Richtungsänderungen um, wirkt ungemein handlich. Generell zeigt sich der Arona gutmütig abgestimmt mit lange neutralem Eigenlenk-Verhalten. Man muss ihn schon richtig in die Kurven werfen oder mit höherem Tempo in enge Kehren treiben, ehe das ESP einschreitet und den Seat mit sanfter Hand wieder in sichere Gefilde führt. Im Alltag dürften sich mit dieser Auslegung keinerlei Probleme ergeben.
In puncto Sicherheit wird ohnehin viel gebogen. Ein Spurhalteassistent hält den Spanier sicher auf Kurs und Verkehrszeichen werden jetzt auch angezeigt. Klasse: Der neue Travel Assist lenkt, bremst und beschleunigt autonom, der Pilot muss dazu nur die Hände am Steuer belassen.
Das alles gibt es im Übrigen auch für den Technik-Bruder Ibiza, den Seat in einem Atemzug mit dem Arona dieser Tage aufgefrischt zu den Händlern schickt. Außen fällt das Facelift moderater aus als beim Cross- over. Die neue LED-Scheinwerfer-Generation gibt es für den kleinen Kompakten ebenso wie den Modellschriftzug am Heck in Schreibschrift. Innen ziehen, analog zum Arona, neue Infotainment-Systeme (MIB3) mit größeren Displays ein. Auch die beim Arona erwähnten Elemente wie Armaturentafel, Lenkrad und Materialien erfreuen künftig den Ibiza-Käufer. Anders als beim Arona beginnt das Motorenprogramm des bereits mehr als 6,4 Millionen mal verkauften Ibiza bereits bei 80 PS. Ansonsten stehen die gleichen Leistungsstufen wie beim Arona zur Wahl.
Für eine erste Probefahrt wählen wir zur Abwechslung die Topmotorisierung in der FR-Ausführung.150 PS bei 5.000 bis 6.000/min notiert das Datenblatt, das verspricht sportive Fahrleistungen. Gierig dreht der 1,5-Liter-Turbo-Vierzylinder hoch, der kräftige Punch drückt den Fahrer in den klasse konturierten Sitz. Das blitzschnelle DSG winkt die Gänge spielerisch durch, so dass wir den theoretischen Sprintwert von 8,1 Sekunden nicht in Frage stellen. Druckvoll schiebt der TSI – 250 Nm sei dank – schon knapp über Leerlauf an, spannt sein Drehmomentplateau TDI-ähnlich zwischen 1.500 und 3.500 Touren auf. Dabei hält er sich akustisch vornehm im Hintergrund. Das Wedeln auf den kurvigen Landstraßen im Hinterland Bilbaos bereitet damit enormes Vergnügen. Die Lenkung: angenehm direkten und nicht zu leichtgängig, das Fahrverhalten präzise – super. Das Sportfahrwerk des FR ist straff gehalten, serviert gleichwohl ausreichenden Restkomfort. Jammerschade, dass wir nicht mehr Zeit hatten uns besser kennenzulernen. Aber wir freuen uns schon auf einen baldigen Test.
Auch gut: Die Preise für beide Spanier bleiben nahezu gleich. Der Ibiza startet bei 14.950 Euro, der Arona bei 18.860 Euro.