Vorbericht 1. Röhrl-Klassik 2022 mit Hinnerk SchönemannRennluft

Thomas Fuths

 · 11.11.2022

Vorbericht 1. Röhrl-Klassik 2022 mit Hinnerk Schönemann: RennluftFoto: Thorsten Doerk
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Im Spätsommer 2022 startet die 1. Röhrl-Klassik. Die neue Rallye für Porsche-Klassiker wird nach Mecklenburg-Vorpommern führen. Es ist die Heimat von Hinnerk Schönemann. Wir haben mit ihm die Strecken erkundet.

Hinnerk Schönemann ist einer der erfolgreichs-ten deutschen TV- und Kino-Schauspieler. Er hätte sich gut vorstellen können, Rennfahrer zu werden. Kein Wunder also, dass er eine Passion für Porsche und Klassik-Rallyes hat.
Foto: Thorsten Doerk

Sie wird ein automobiles Highlight des Hochsommers 2022: die 1. Röhrl-Klassik. Der Countdown läuft – 111 Sportwagen werden am Start sein. Teilnehmen können diesmal alle jemals gebauten Porsche mit luftgekühlten Boxermotoren und die Transaxle-Modelle der Baureihen 924, 944, 968 und 928. Und es hat sich herumgesprochen: Diese Rallye wird anders sein als andere. Weil es die bislang erste und einzige Veranstaltung dieser Art für Porsche-Klassiker in Deutschland ist. Weil kein Geringerer als die Rallye-Ikone Walter Röhrl Schirmherr und einer der Teilnehmer sein wird.

Weil es eine Zusammenkunft und automobile Wanderung werden dürfte, wie man sie so, wenn überhaupt, eher aus den USA kennt, wo alljährlich die legendäre Porsche Parade des PCA, des Porsche Club of America, stattfindet. Am 1. September um 14:00 Uhr wird die von Porsche Klassik ins Leben gerufene Rallye gestartet. In Mecklenburg-Vorpommern, auf dem Marktplatz von Göhren-Lebbin, Fleesensee. Schon am Tag zuvor beginnt die technische Abnahme der ersten Fahrzeuge. Fünf Etappen werden die Porsche samt Fahrer*innen und Beifahrer*innen erkunden, bewältigen, erfahren, um das gemeinsame Reisen im Klassiker zu erleben und am Ziel eine*n Gewinner*in ausrufen zu können.

Schnitt. Noch ist der Sommer jung und der 1. September weit. Wir wollen sie vorab erkunden, die Strecken der Röhrl-Klassik, zumindest einige Passagen. Um ein Gefühl zu vermitteln für die Mecklenburgische Seenplatte. Dazu haben wir uns Verstärkung geholt. Von einem, der dort wohnt. Jemand, der einen der historischen Porsche bei der 1. Röhrl-Klassik pilotieren wird. Er kennt sich aus. Viele kennen auch ihn. Hinnerk Schönemann. Schauspieler. Mit dem Land verwurzelt. Er wird uns zeigen, wo es besonders schön ist. Wir treffen ihn in Plau am See, seiner Stadt.

Früh am Morgen, es ist ein Samstag, die Luft noch frisch, kommt er langsam mit seinem Porsche Panamera 4S um die Kopfsteinpflaster-Ecke gecruist. Parkt neben dem 92er 964 Cabrio, das wir aus dem Fundus des Porsche Museums entführt haben. Eine jener luftgekühlten Porsche-Baureihen, die auch bei der Rallye dabei sein werden. Schönemann, der 2017 in fünf Spots für das Bundesland Mecklenburg-Vorpommern mitgespielt hat und den schon deshalb hier in der Gegend jedes Kind kennt, klettert aus seinem modernen Reise-Porsche.

Mit einer Seelenruhe erfüllt er erste Selfie-Wünsche einiger Passantinnen und arbeitet sich dabei zum 911 in Amethyst-Metallic vor. Diskutiert mit uns über die Farbe, die man liebt oder auch nicht, aber niemals ignorieren kann. Und er freut sich, dass der Wagen eine Automatik hat. Einfach weil er Automatikgetriebe mag, auch wenn er professionell und schnell ein Auto mit manuellem Getriebe bewegen kann. Er entert den Wagen. Dach auf. Und zieht sofort einen Vergleich zwischen dem drei Jahrzehnte alten 911 und seinem Panamera und erklärt, weshalb er Porsche so mag: »In einem Porsche ist es so: Da steigt man ein, und der legt sich um einen herum. Das ist angenehm. Toll.« Stimmt. Genau das macht ein Porsche. Hat er einen eigenen Porsche-Klassiker? »Momentan nicht.« Zu viel unterwegs? Auf jeden Fall viel unterwegs und viel beschäftigt. Einer der erfolgreichsten deutschen Schauspieler. Selbst mit Steven Spielberg hat er schon gedreht. Ein großartiger Mann, dieser Spielberg, gibt Schönemann uns zu verstehen. »Der Panamera ist klasse für die Fahrten zum Drehort. Ich fahre von hier immer nach Köln, das sind 580 Kilometer. Das ist nichts für einen Klassiker.«

In der Domstadt steht er seit 2008 als Ermittler Jürgen Simmel für die Fernsehserie »Marie Brand« mit Mariele Millowitsch vor der Kamera. Sie ist längst eine Freundin und Patentante eines seiner drei Kinder. Wir haben mittlerweile Fahrt aufgenommen mit dem 964 Cabrio. Unser erstes Ziel: die Seepromenade von Krakow am See, wo eine der Durchfahrtskontrollen der Röhrl-Klassik stattfinden wird. Hinnerk Schönemann senkt die Seitenscheiben des 911 Cabrios: »Wenn die Fenster oben sind, weht es innen genauso wie mit heruntergefahrenen Scheiben.« Da kann man sie auch gleich unten lassen und sich den Duft der jetzt im Frühsommer blühenden Rapsfelder um die Nase wehen lassen. Wir diskutieren noch den Spagat zwischen Porsche Panamera und Porsche 964. Ein Spagat, der für die meisten Porsche-Fahrer keiner ist, sondern gelebte Praxis. Wer einen alten Porsche in der Garage stehen hat, parkt oftmals daneben auch einen neuen Porsche. »Ich freue mich jeden Tag an meinem Panamera. Der ist auch ästhetisch schön. Man guckt ihn sich an – natürlich ist der in der Garage rückwärts eingeparkt, damit man immer die Schnauze von vorn sieht. Ich mag den richtig gerne anschauen.«

Der Schauspieler hat den viertürigen Achtzylinder-Sportwagen als jungen Gebrauchten gekauft. »Ein Überauto, das weiß ich natürlich. Aber ich bin im letzten Jahr 70.000 Kilometer gefahren. Das ist wirklich viel. Und da will ich natürlich ein Auto haben, mit dem ich als Familienvater auch gut wieder ankomme.« Familienkutsche? Ja und nein. Schönemann: »Im Panamera habe ich jede Menge Platz und Komfort und bekomme immer alles mit. Sogar meine Kinder. Zumindest zwei von denen, eines muss immer zu Hause bleiben.« Er grinst. Vielleicht sollte Porsche in Erwägung ziehen, die 4+1-Sitzanlage zur Serienausstattung des Panamera zu machen. Zum Glück für das dritte Kind haben die Schönemanns noch einen Kombi.

Wir erreichen Krakow am See. Der Boxer des 964 knistert auf der Seepromenade. Hinnerk Schönemann wird hier im September wieder stehen, um sich einen der Stempel abzuholen. Er freut sich auf die Rallye: »Jetzt bin ich 47. Aber ich wäre gerne Rennfahrer geworden. Ich mag diesen Zirkus; ich liebe das.« Vor etwa 15 Jahren ist er seine erste Oldtimer-Rallye gefahren. »Die Rallyes sind das, was man gut nebenbei, neben dem Beruf machen kann. Und dabei das Gefühl zu haben, ein bisschen Rennluft zu schnuppern.« Irgendwann war er dann als Schauspieler mit Rennfahrer-Qualitäten auch in der Jury eines großen europäischen Automobilpreises dabei: »Da habe ich Walter Röhrl kennengelernt.« Am 31. August wird es ein Wiedersehen der zwei geben. Aber wie ist das denn nun wirklich mit dem eigenen Porsche-Klassiker?

Immerhin hatte der Mann schon so einiges an historischem Automobilgut: ziemlich alle Range Rover, einen 123er Benz, einen Gaz-24 Wolga vom Opa, einen Chevy Suburban, einen Steyr 12M18, und gerade entsteht als neuestes Projekt ein ziemlich cooler Camper auf der Basis eines ehemaligen Mercedes Vario Gefängniswagens. Zumindest lässt er sich entlocken, dass sein klassischer Porsche kein luftgekühlter sein müsste, aber ein 911: »Die Luftgekühlten klingen gut. Aber danach gab es die wassergekühlten 996. Hauptsache ist für mich, er hat genügend Leistung. Das wäre schon etwas, was mir gefallen würde.« Wenige Kilometer später dann ein luftgekühlter Wink des Schicksals; er sitzt im 964, schaut auf den Tacho und ruft: »139.000 Kilometer. Exakt so viel, wie mein Panamera heute Morgen hatte.« Der 911 als kleiner Bruder. Aber die vom Porsche Museum verkaufen die Autos eh nicht. Sein Favorit wäre zudem ein 911 Coupé. Und er unterstreicht: »Eines, dass wirklich auch ein bisschen Kraft hat.« Vielleicht ein 996 GT2? Den hat der Röhrl immer dem 996 Turbo vorgezogen, weil er durch den Heckantrieb einen größeren Tank hatte.

Das können die zwei dann auf der Röhrl-Klassik klären. Wir arbeiten uns derweil von Krakow am See über den Plauer See Richtung Müritz vor. Dort, an der Südspitze des Gewässers, liegt in Lärz der Flugplatz Müritz Airpark. Auf dem Gelände findet das legendäre Fusion-Festival statt. Und im September eine Wertungsprüfung der Röhrl-Klassik. So viel sei verraten: Es geht darum, auf abgesperrtem Terrain seinen Klassiker richtig dynamisch zu bewegen. Als der 964 auf das Vorfeld des Flughafens biegt, schraubt sich aus dem Himmel eine Boeing-Stearman herunter – einer jener Doppeldecker, die in den 30er- und 40er-Jahren von der US-Army als Schulungsflugzeug eingesetzt wurden. Bei der Röhrl-Klassik wird diese Stearman auch dabei sein – Rundflug nicht ausgeschlossen. Als Spaß am Rande. An diesem Sommertag rauscht der 220-PS-Flieger über den 250-PS-Porsche hinweg, in dem Schönemann auf der Landebahn richtig Gas gibt, als er den Schatten des Vogels über sich sieht. Die Boeing schafft 200 km/h, der 911 mit Tiptronic 256 km/h. Was beide, Stearman und 964 Cabrio, verbindet: Sie bieten – auf unterschiedlichen Flughöhen – das authentische und intensive Erlebnis des Reisens in einer anderen Zeit. Und darum geht es auch bei der 1. Röhrl-Klassik: unterwegs sein, gemeinsam reisen mit einem Gefährt aus einer anderen Epoche. Der Countdown läuft.