Wolfgang Schäffer
· 28.02.2023
Drei Männer, eine Leidenschaft. Und die heißt Porsche 968 Cabrio. Vater und beide Söhne sind jeweils stolze Besitzer eines Autos dieser Baureihe, die lediglich von 1991 bis 1995 gebaut wurde. Die Cabrios gelten dabei als absolute Rarität.
Erwin Schröder und seine beiden Söhne Christian und Stefan haben einiges gemeinsam. Da ist zum einen der Beruf. Der 68-Jährige war zunächst Lehrer an einer berufsbildenden Schule im medizinischen Bereich, später bis zu seiner Pensionierung Schuldezernent. Christian (42) und Stefan (48) unterrichten ebenfalls in einer solchen Schulform. Der 42-Jährige wie der Vater im medizinischen Bereich, der ältere Bruder hat sich für das Banken- und Versicherungswesen entschieden.
Alle drei verbindet aber vor allem eine gemeinsame Liebe – die zum Porsche 968 Cabrio. Die Begeisterung für diese Baureihe hat dazu geführt, dass jetzt jeder der drei Schröders im Besitz eines solchen Autos ist. Das Modell hat mittlerweile echten Seltenheitswert. Zwischen 1991 und 1995 wurden gerade einmal 3.959 offene Exemplare gebaut. Lediglich 1.949 davon für den deutschen Markt, die anderen gingen in die USA und nach Kanada. Doch Erwin Schröder macht nicht ohne einen gewissen Stolz noch eine andere Rechnung auf. »In Deutschland sind aktuell um die 600 dieser Cabrios angemeldet. Das bedeutet, dass sich in unserer Familie immerhin fünf Prozent davon befinden«, sagt der 68-Jährige mit einem Schmunzeln.
Das Interesse an der Baureihe 968 wurde zunächst bei Erwin Schröder geweckt. »Schon in jungen Jahren war es mein Wunschtraum, einmal einen Porsche zu besitzen. Vor etwa 15 Jahren konnte ich mir den mit einem 911 G-Modell erfüllen. Den Wagen hatte ich aber nur kurze Zeit, da mir ein Targa SC angeboten wurde und ich den ziemlich schick fand.« Allerdings musste der Targa umfangreich restauriert werden. Mehr als sechs Jahre dauerten die samt Motorrevision ziemlich kostspieligen Arbeiten. Zwischenzeitlich beschäftigte sich Schröder aus Interesse in unterschiedlichen Medien mit Old- und Youngtimern des Sportwagenherstellers. »Nachdem ich das 968 Cabrio zum ersten Mal bewusst wahrgenommen und mich dann über die Baureihe informiert hatte, war mir sofort klar: Das ist mein Auto.«
Dabei seien es außer der Optik die geringe Stückzahl der produzierten Einheiten und auch die außergewöhnliche Technik gewesen, die ihn auf Anhieb begeistert hätten. 2017 fand Schröder senior dann sein Traumauto: ein Cabrio, Baujahr 1992, in der Farbkombination Mitternachtsblau/Dunkelblau mit dunkelblauem Verdeck. »Der Wagen war innen und außen super gepf legt, der Motor hatte mit 120.000 Kilometern eine absolut akzeptable Lauf leistung.« Die Liebe auf den ersten Blick wuchs mit der ersten Probefahrt. »Es ist einfach klasse, wie elastisch sich der mit dem Sechsgang-Schaltgetriebe kombinierte 240 PS starke Dreiliter-Vierzylinder zeigt. Dazu das unfassbar gute Fahrverhalten aufgrund der Transaxle-Technik mit einer perfekten Gewichtsverteilung von 50 zu 50. Jeder Meter mit dem 968 ist pures Vergnügen.«
Als Nachfolger des 944 hatte Porsche das Transaxle-Konzept mit vorn eingebautem Motor und dem Getriebe an der angetriebenen Hinterachse für den 968 übernommen. Das wassergekühlte Reihenvierzylinder-Triebwerk war bereits im 944 S2 eingesetzt worden. Die Modifizierungen für die neue Baureihe umfassten unter anderem eine leichtere Kurbelwelle, leichtere Kolben, vergrößerte Einlassventile und eine bessere Kühlung. Eine überarbeitete Ansaugbrücke sowie eine neue Nockenwellenverstellung ermöglichten eine bessere Zylinderfüllung. Diese von Porsche patentierte hydraulische »VarioCam« hatte zur Folge, dass schon bei niedrigen Drehzahlen ein nicht nur hohes, sondern auch gleichmäßig verlaufendes Drehmoment zur Verfügung stand. Die 305 Newtonmeter bei 4.100 Umdrehungen pro Minute machten das Aggregat zum damals stärksten und hubraumgrößten Vierzylinder in einem Serienfahrzeug.
Und genau das ist es, was die Schröders noch heute so sehr an ihren Autos schätzen. Als Erster wurde Christian vom Porsche-Virus seines Vaters infiziert. »Der 911, den mein Vater während meines Studiums hatte, war für mich so etwas wie eine Initialzündung, mich für die Marke zu begeistern.« Als es die finanziellen Möglichkeiten erlaubten, entschied sich der 42-Jähige für ein metallicblaues 944 Cabrio. Fünf Jahre lang war er damit an Sonnentagen und auf der einen oder anderen Klassik-Rallye unterwegs. Zunächst nur mit seiner Frau Nicole. Dann gab es zudem Ausfahrten auch mit seiner inzwischen sechs Jahre alten Tochter, die mittlerweile einen dreijährigen Bruder hat. »Meine Tochter saß dann vorne auf dem Kindersitz, meine Frau hinten nicht wirklich bequem quer auf den Notsitzen. Doch es hat uns allen Spaß gemacht.«
Das Transaxle-Konzept mit vorn eingebautem Motor und dem Getriebe an der angetriebenen Hinterachse hatte Porsche für den 968 vom 944 übernommen.
Der Vorbesitzer musste den Wagen aus gesundheitlichen Gründen abgeben. Bei der Übergabe an Stefan Schröder hatte er Tränen in den Augen.
Von dem 944 hat er sich Anfang des Jahres getrennt. Der Grund dafür war Vater Erwin. Der nämlich hatte ein weiteres, bestens erhaltenes 968 Cabrio, Baujahr 1993, entdeckt und sofort gekauft. Direkt nach dem Erwerb Anfang des Jahres fuhr er bei Sohn Christian vor. »Im ersten Moment hat mich die Farbe nicht angesprochen. Fünf Jahre das strahlende Metallicblau meines 944, daneben wirkte der Porsche mit der Farbkombination Schwarz/Schwarz und schwarzem Verdeck zunächst sehr düster.« Zudem gab es keinen wirklichen Grund, sich von dem Wagen zu trennen. »Ich hatte zu dem 944 nach und nach eine leidenschaftliche Beziehung aufgebaut.« Erwin Schröder brauchte aber nicht lange, um seinen Sohn zu einer Probefahrt mit dem 968 zu animieren. »Der Unterschied war schon sehr groß, das Fahrverhalten nochmals deutlich besser. Mit dem Sechsgang- statt des Fünfgang-Getriebes im 944 machte der Motor noch mehr Spaß.« Das zusätzliche Wissen, mit einem 968 ein seltenes und damit sehr interessantes Auto zu besitzen, war letztlich ein weiterer Grund, den Wagen zu übernehmen und sich von der alten Leidenschaft zu trennen.
Ein absolutes i-Tüpfelchen sei es natürlich gewesen, dass er damit als Dritter im Familienbund der Schröders Besitzer eines Porsche 968 Cabrio war. Denn schon vier Jahre zuvor hatte sein Bruder Stefan ebenfalls ein solches Modell erworben. Der Wagen, Baujahr 1993, mit der Farbkombination Indischrot/Schwarz und schwarzem Verdeck ist für ihn »der Schönste des Trios«. »Ich finde die Form einfach klasse. Porsche war für mich vorher nie ein Thema. Doch mein Vater hat immer von dem Auto geschwärmt, und so habe ich mich irgendwann auf die Suche gemacht. Das erste 968 Cabrio, das ich mir dann angesehen habe, hat mir so sehr gefallen, dass ich es sofort kaufen musste.« Stefan erinnert sich noch gut, dass der Verkäufer, ein älterer Herr, der aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr fahren konnte, sich mit Tränen in den Augen von dem Auto verabschiedete. »Er war als zweiter Besitzer im Fahrzeugbrief eingetragen, hatte den Wagen viele Jahre gefahren und immer intensiv gepf legt. Ich bin nach wie vor total glücklich mit dem 968. So lange ich fahren kann, werde ich den niemals hergeben.« Dann nimmt er seinen neun Monate alten Sohn Mats auf den Arm und sagt: »In ein paar Jahren sitzt du neben mir im Kindersitz und wir machen einen Ausf lug.«
Vor allem aber stehen für Erwin, Christian und Stefan Schröder dann wieder gemeinsame Ausfahrten und Klassik-Rallyes auf dem Programm. »Es ist schon immer ein besonderes Ereignis, wenn wir mit drei Porsche 968 Cabrios vorfahren«, sagt Christian. Vor allem eine Fahrt zum Nürburgring ist ihm in Erinnerung. Dort sorgten die Autos ebenfalls für großes Aufsehen. Viele Nordschleifen-Besucher betonten, einen 968 noch nie auf der Straße gesehen zu haben. »Das ist schon ein tolles Gefühl.«
Absolut begeistert zeigt sich Christian Schröder außerdem davon, dass der 968 so pf legeleicht ist. »Ich hatte in den vier Jahren nicht ein einziges Problem mit dem Wagen. Inspektion und Ölwechsel, das war’s. Besser geht es nicht.« Er würde mit diesem Auto jederzeit in den Urlaub fahren, was aber mit der vierköpfigen Familie natürlich nicht machbar sei. Dafür soll es mit Bruder und Vater im kommenden Jahr zum Porsche Museum in Stuttgart gehen.
Obwohl die Schwester von Christian und Stefan noch nicht vom 968-Virus befallen ist, hat sie bereits erste Symptome gezeigt. Christian: »Sarah hat sich mit ihrem Lebensgefährten in diesem Jahr schon zwei- oder dreimal mein Auto ausgeliehen.« Bleibt abzuwarten, ob aus dem 968-Trio in Zukunft nicht ein 968-Quartett wird.