Thorsten Elbrigmann
· 30.01.2023
Als Käufer gilt es, kühlen Kopf zu bewahren. Und vorbereitet zu sein! Es braucht nur wenige Dinge, damit man gut gerüstet ist beim Porsche-Kauf.
Die Kleinanzeige passt. Das Bild sieht gut aus. Vielleicht sogar noch die weiteren Fotos, die eventuell online irgendwo hinterlegt sind. Dann kann man Kontakt aufnehmen und einen Termin vereinbaren. Aber Stopp! Nicht zu hastig. Jetzt noch mal in Ruhe nachdenken!
Weiß ich genug über dieses Modell?
Auch ein Porsche hat Schwachstellen. Und über die sollte man Bescheid wissen. Deshalb gilt es, zumindest ein oder zwei Kaufberatungen zu lesen und auch bisschen die Historie und den derzeitigen Marktwert zu kennen. Die Literatur darüber ist fast immer sehr zahlreich. Und vielleicht hat man in der Bekanntschaft ja sogar einen Fahrer des ersehnten Modells oder Kontakt zu einem Club. Je mehr man weiß, desto besser ist es.
Wirft die Anzeige Fragen auf?
Wenn schon auf dem Foto Dinge nicht zueinander passen wollen oder der Text seltsam klingt oder von vornherein Ausschlussklauseln formuliert, sollte man vorsichtig sein und nachfragen. Manchmal passen auch zum Beispiel Baujahr und Motorleistung nicht zusammen, weil vielleicht einmal der passende Motor eines späteren Modells als Ersatz eingebaut worden ist. Oder man wundert sich über eine Halterung für eine Klimaanlage, die gar nicht verbaut ist. Die Kontaktaufnahme per Telefon oder Mail Nach dem genauen Studium der Anzeige kann man den Verkäufer kontaktieren. Dabei immer freundlich und bestimmt sein. Und: Nicht schon gleich am Telefon oder in der Mail handeln. Wenn der Preis einem utopisch vorkommt – einfach Finger weg. Oder aber vor Ort das Thema ansprechen, wenn man schon etwas miteinander geredet hat. Fragen und Widersprüche kann man bereits offen benennen. Und bei der Terminvereinbarung darauf bestehen, dass es hell ist und der Wagen frei zugänglich ist und man hineinkann. Auch die Möglichkeit einer Probefahrt sollte man ansprechen und nach einer Hebebühne oder zumindest nach einem Wagenheber fragen!
CHECKLISTE
Vor dem Termin: Was und wer kommt mit?
Zum Termin fährt man am besten in alten Klamotten, die auch dreckig werden dürfen, oder man hat zumindest eine alte Decke dabei. Zur Grundausstattung gehören außerdem eine Taschenlampe und eine Kamera (beides kann auch ein Smartphone leisten), ein kleiner Schraubendreher (z. B. um die Verteilerkappe zu lösen oder vorsichtig unter Dichtungen schauen zu können) und ein »Spachtelfinder « – besser bekannt als Lackdickenmesser oder Lackdickenmessgerät. Die gibt es entweder als (erstaunlich genaue) Magnetversion in Form eines Stiftes oder aber in verschiedenen elektronischen Versionen von ca. 25 bis über 100 Euro. Schon die günstigen Geräte erledigen meist ihren Job gut und ersparen einem viel Ärger! Zum Termin sollte man zu zweit fahren, gern also einen Experten oder einen Freund mitnehmen. Denn vier Augen sehen einfach mehr als zwei.
Vor Ort: mit Blick für die Details
Wenn man zu zweit ist, hat man es vor Ort leichter: Einer kann auch immer ein wenig das Umfeld in den Blick nehmen: Wie sieht die Garage aus? Wie verhält sich der Verkäufer, wenn man genau in bestimmte Ecken schaut? Das verrät manchmal mehr als der eigentliche Check. Der Check selbst sollte einem Schema folgen. Am besten: erst außen prüfen, von vorn nach hinten, dann Motor, dann Kofferraum, dann Innenraum und zum Schluss Funktionsprüfung mit (bestenfalls) Probefahrt. Die Lackdickenmessung beginnt man am Dach. Dort nimmt man den Referenzwert. Weicht an anderer Stelle der Wert stark ab, scheint nachlackiert worden zu sein – oder sogar gespachtelt. Ob am Dach nachlackiert wurde, erkennt man manchmal an den Dichtungen. Ganz einfach machen es einem Lackdickenmesser mit Magnet.
Ihr Ampelsystem mit grün für Lack in Originaldicke bis zu rot für sehr dick bis gespachtelt zeigt auch Laien, worauf man sich einlässt. Wenn man die typischen Schwachstellen kennt, weiß man, in welchen Regionen man nach nicht originalen Schweißnähten suchen muss. Und auch Ölundichtigkeiten findet man schnell mit der Taschenlampe. Fürs Gedächtnis kann man Fotos machen. Wichtig ist die Prüfung der Fahrzeugunterlagen: Kilometerstand plausibel? Serviceheft vorhanden und ausgefüllt? Quittungen, alte Rechnungen, ältere Wertgutachten vorhanden? Fahrzeugpapiere vorhanden? Veräufer gleich Eigner? Wenn all das stimmt und für gut befunden wird, kann man nun nach erfolgreicher Probefahrt einen Kauf anbahnen. Und worauf man hier achten muss, lesen Sie ab Seite 116, wo es um den Kauf und Verkauf aus rechtlicher Sicht geht.