Edwin Baaske
· 10.11.2022
Vor zehn Jahren wurde eine wunderbare Idee Wirklichkeit – im Boom-Jahrzehnt des Internets gründete Verleger Konrad Delius mit einem kleinen Team begeisterter Journalisten und Blattmacher Porsche Klassik – eine Zeitschrift ausschließlich für die Marke Porsche. Mit freundschaftlicher Unterstützung aus Zuffenhausen wurde daraus das international erfolgreichste Porsche-Magazin.
Es ist der Herbst des Jahres 2012, und wir sitzen in Salzburg in einem hellen, lichtdurchfluteten Zimmer; ein sympathischer, eher kleiner Raum im Privathaus von Hans-Peter Porsche. Neben dem Gastgeber: sein Bruder Wolfgang, damals wie heute Aufsichtsratsvorsitzender der Porsche AG. Wir sprechen über die frühen Jahre des 911. In jenem Sommer vor zehn Jahren sollte ein Buch entstehen zum 50. Geburtstag der Ikone. Neben vielen Geschichten über die Fans und Fahrer des Modells bildet das Gespräch mit den beiden Brüdern das Herzstück der 360 Seiten umfassenden Geburtstagslektüre. »911 Love«, so der Name des Buches im Format 30,18 mal 30,18 Zentimeter (miteinander multipliziert ergeben diese Maße die magische Zahl: 911), ist heute ein Standardwerk im Bücherregal der weltweiten Porsche-Familie. »911 Love« setzte in Buchform um, was wenige Monate zuvor mit der Gründung des Magazins Porsche Klassik begonnen hatte: der Blick auf die Menschen und Besitzer hinter den faszinierenden historischen Porsche-Modellen.
Die zweite Ausgabe von Porsche Klassik erschien im September 2012. Auf dem Cover waren vier Porsche-Enkel zu sehen: Gerd, Ferdinand Alexander, Hans-Peter und Wolfgang. Bei unserem Gespräch im kleinen Esszimmer holte Hans-Peter Porsche ebendiese Ausgabe aus einem Schränkchen, um anhand des Fotos etwas zu erklären. Es ging um die Vertrautheit der Brüder zueinander; Wort für Wort habe ich seine Erklärung heute nicht mehr im Ohr. Sehr gut erinnern kann ich mich aber an den Satz von Hans-Peter Porsche auf die nicht ganz ernst gemeinte Frage, ob ich das Heft als Gedankenstütze an das Gesagte mitnehmen könne: »Auf keinen Fall, das behalte ich.« Entrüstung fast schon. Der Porsche-Patriarch steht auf und verstaut die zweite Ausgabe des noch jungen Magazins wieder sicher in dem schlichten Schrank. »Ich sammle das Heft.«
Die beiden Porsche-Brüder wussten nicht, dass mit Markus Bolsinger, dem Fotografen vor Ort, und mir zwei der vier Gründer des Blattes im Raum waren. Thomas Fuths und Hans-Gerd Bode vervollständigten unser Quartett. Wir vier hatten das Magazin erdacht. Der eine wurde erster Chefredakteur und ist heute gemeinsam mit mir Herausgeber, der andere war Pressechef in Zuffenhausen und machte uns Mut, das Projekt zu starten. Verleger Konrad Delius musste dazu nicht überredet werden, ganz im Gegenteil. Der Chef des Delius Klasing Verlags ist leidenschaftlicher Porsche-Fan und -Fahrer und einer der größten Förderer von Porsche Klassik. Den optischen Stil der Zeitschrift gestaltet seit dem ersten Tag Jörg Weusthoff, der Art Director von Porsche Klassik.
Auf dem Cover der ersten Ausgabe war – natürlich – ein 911. Erste Serie auch hier. Inszeniert auf dem Dach des hypermodernen Porsche-Museums, interpretiert von Designchef Michael Mauer. Hohe Kompetenz und exzellente Fotografie. Das Konzept des Magazins wurde bereits in dieser ersten Titelstory erkennbar. Museums-Direktor Achim Stejskal hatte das Shooting auf der exklusiven Location mit dem seltenen Museumswagen ermöglicht – wie noch oftmals in den folgenden Jahren.
Porsche Klassik sollte ein deutliches, ein ästhetisches Profil haben – es sollte sich abheben, auch am Kiosk. Deshalb ist das Format eine Idee größer als gewöhnlich. Es bietet mehr Breite als das übliche Journalformat und liegt solide in der Hand, weil sein Papier eben auch ein paar Gramm mehr hat als der Durchschnitt. Zum Leben erweckt wird diese Hardware durch hochkarätige Texte von Kennern der Materie. Dazu kommen exzellente Bilder leidenschaftlicher Fotografen und ein inspirierendes Layout, das auf deutlich mehr Seiten als sonst üblich den Wörtern und Bildern Raum gibt, sich zu großen Geschichten entfalten zu können.
Porsche ist Premium, Print ist Premium. Print ist aber auch Entspannung, Unterhaltung, und das am besten mit dem eigenen Lieblingsthema. Porsche Klassik, das ist eben vor allem auch Ihr Magazin. Ihnen, dem Auditorium der Leser, war und ist dieses Heft vom ersten Tag an gewidmet. Wir zeigen Menschen und ihre automobilen Leidenschaften – denn nichts ist für Porsche-Menschen spannender als andere Porsche-Menschen; abgesehen natürlich von faszinierenden Porsche-Modellen.
Im ersten Heft war die Agenda hochkarätig besetzt. James Deans letzte Fahrt als Opus magnum von Fotograf Marc Urbano ist mir bis heute im Gedächtnis. Vic Elford und sein Sieges-Triple 1968 in Daytona, Monte Carlo und bei der Targa Florio waren ein Thema und Udo ein anderes. Sein Elfer vorm Hotel Atlantic – Kultfaktor Lindenberg. Große Namen wie diese gehören zur Porsche-Welt. Viel mehr noch allerdings sind es die Fahrerinnen und Fahrer, die Porsche-Familie, unsere Leser, die den Kern des Magazins bilden.
Deshalb ist die Jubiläumsausgabe auch ein Leserheft. Und das bleibt es auch in Zukunft. Manche der Protagonisten kommen einem vielleicht bekannt vor, andere lernt man kennen. Zwanglos, zurückgelehnt, entspannt ein Magazin blätternd im digitalisierten Vollgasalltag.
So wie wir begonnen haben – einfach die besten Storys in ein wunderbares Layout zu packen, zuweilen sogar mit Überlänge, in jedem Fall mit imposanten Bildern voller kleiner eigener Geschichten, so werden wir auch mit den aktuellen Chefredakteuren Christina Rahmes und Thorsten Elbrigmann voller Begeisterung und Hingabe weitermachen. Jenseits der Häppchenkultur des Internets – wir bleiben großzügig!