Tuning-Test Abt Cupra AtecaSport auf hohem Niveau

Florian Neher

 · 01.09.2021

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Der modellgepflegte Cupra Ateca ist mit seinen 300 PS ab Werk bereits gut trainiert. Doch mit der 50-PS-Leistungsspritze von Abt legt er die Latte nochmal ein Stückchen höher

Kinder, wie die Zeit vergeht: Obwohl sich immer noch viele Passanten nach diesem knackigen Kompakt-SUV den Hals verdrehen, hat der Seat Ateca nun schon fünf Jahre auf dem heißen Blechdach. Nicht, dass man es ihm so sehr ansehen würde, dennoch führten die Spanier vor einem Jahr die nach der Lebensmitte obligatorische Modellpflege durch. Das 2021er-Modell erkennt man äußerlich an geänderten Stoßfängern, neuen, generell serienmäßigen Voll-LED-Scheinwerfern, einer geänderten Grafik der LED-Heckleuchten sowie dem geschwungenen Ateca-Schriftzug auf der Heckklappe. Und ja, innen hielt der unvermeidliche zentrale Touchscreen Einzug, wie wir ihn von Golf,
Tiguan und anderen Konzern-Fahrzeugen kennen und nicht nur schätzen gelernt haben. Denn viele Infotainment-Funktionen sind in zahlreichen Unter-menüs versteckt, was die Aufmerksamkeit des Fahrers von der Straße weglenkt. Statt klarer Bedienstruktur mit Tasten nun also Touchen und Wischen – Schwamm drüber. Immerhin erfolgt die Bedienung der Klimatisierung noch tastengesteuert.

Das Facelift erstreckte sich freilich auch den Cupra Ateca, der mit unverändert 300 PS und 400 Nm Maximaldrehmoment stets zu einem kleinen Ampel- sprint aufgelegt ist. Landstraßentempo erreicht er laut Werk nach 4,9 Sekunden, bei freier Autobahn sind 249 km/h drin. Reicht doch eigentlich.

Nicht für Abt. Der Veredler aus Kempten im malerischen Allgäu bietet – wie schon für das Vor-Facelift-Modell – ein Zusatzsteuergerät, das weitere 50 PS und 40 Nm für 2.641 Euro (inklusive Montage und TÜV-Abnahme) freischaltet. Angesichts der mehr als flinken Fahrleistungen des Serien-Cupra muss da die Frage erlaubt sein: War das jetzt wirklich nötig?

Unbedingt, wie wir nach unseren Test- und Messfahrten meinen. Auch wenn sich der Abt Cupra Ateca beim Sprint auf 100 km/h mit gemessenen 4,9 Sekunden erst einmal nicht vom Serienmodell absetzen kann. Was aber den Winterreifen der Dimension 235/35 R20 geschuldet sein dürfte, auf denen der Testwagen im wettermäßig höchst durchwachsenen Frühjahr zu uns kam. Mit serienmäßigen 245er-Sommerreifen sollte die Launch-kontrollierte 0-100-km/h-Disziplin erfahrungsgemäß um ein, zwei Zehntel schneller gelingen. Dass die Mehrleistung tatsächlich vorhanden ist, beweist der Abt schließlich oben heraus: Bis 180 km/h nimmt er dem ebenfalls von uns gemessenen 300-PS-Serien- modell immerhin eine halbe Sekunde ab. Auch subjektiv spürt man die Mehrleistung vor allem bei höheren Geschwindigkeiten auf der Autobahn, wo der 350-PS-Motor im Vergleich zur Serie befreiter und noch engagierter zur Sache geht und den Abt recht mühelos auf seine Vmax von 255 km/h treibt.

Edel-Auspuff und Brembos aus dem OEM-Regal

Den passenden sportlichen Soundtrack dazu liefert die kehlige, keinesfalls aber zu laute Akrapovic-Abgasanlage – eine sündteure Serienoption zu 3.860 Euro, die jeden Gaslupfer mit einem appetitlichen Brazzeln aus den vier Endrohren quittiert. Auch die Bremsen stammen aus dem OEM-Regal: Die Brembo-Anlage mit Vier-Kolben-Sätteln und gelochten Scheiben an der Vorderachse steht mit 2.790 Euro in der offiziellen Cupra-Aufpreisliste, hängt bissig wie ein Terrier am Pedal und stoppt die Fuhre auch aus hohem Tempo sehr wirksam und ohne Fading.

Eine Abt-Zutat hingegen sind die Fahrwerksfedern, die den Aufbau um rund 30 Millimeter tiefer legen und inklusive Montage und TÜV immerhin 1.225 Euro kosten. Sie bringen eine etwas herbe Grundnote ins Chassis, arbeiten mit der serienmäßigen Adaptivdämpfung aber gut zusammen. Vor allem in den strafferen Dämpfungs-Setups „Sport“ und „Cupra“. Wohingegen das Fahrwerk im Normal-Modus leicht unterdämpft wirkt. Hier trifft eine softe Dämpferkennung auf Federn, die nun mal härter sind als in der Serie. Mag der Langsamfahrkomfort, auch wegen der feisten 20-Zöller, etwas steifbeinig wirken, so verbucht der Abt Cupra Ateca dafür auf der Habenseite ein ebenso vorzügliches wie vergnügliches, neutrales und sicheres Fahrverhalten inklusive perfekter Allradtraktion. Man könnte sagen, dass die Fahrwerksabstimmung mit zunehmendem Tempo immer schlüssiger wirkt und ist immer wieder erstaunt, wie behände sich der rasende Hochsitz durch Kurven wuselt, selbst auf Winterreifen. Untersteuern? Nur bei zu optimistischer Einschätzung des Kurvenradius. Zudem keine Spur von Hüftsteifigkeit, sondern ein durchaus bewegliches Heck, das sich in Wechselkurven willig und gutmütig umsetzen lässt – im Rahmen der sensibel regelnden Stabilitätskontrolle, die wir auf der Straße immer aktiv lassen. Die direkt übersetzte, sehr leichtgängige und äußerst präzise Lenkung tut ein Übriges, dass der Abt sich enorm handlich und um mindestens 500 Kilo leichter anfühlt, als er tatsächlich ist. Das gestraffte Fahrwerk sorgt zudem bei Geschwindigkeiten oberhalb von 200 km/h für eine erstklassige, vertrauenerweckende Fahrstabilität mit nur geringen Aufbau-bewegungen.

Schnell und alltagskompetent

Diese bestechende Fahrdynamik verknüpft der Abt Cupra Ateca mit ausgeprägter Praxistauglichkeit. Abgesehen vom noch akzeptabel straffen Fahrwerk meistert er den Alltag so routiniert wie jeder andere Seat Ateca: Hervorragendes Platzangebot mit reichlich Kopffreiheit und Beinfreiheit vorn wie hinten, großer, variabler Kofferraum, ideale Fahrer-Sitzposition auf exzellentem Gestühl, das hohen Seitenhalt mit brillantem Langstreckenkomfort verbindet, einwandfreie Übersichtlichkeit sowie tadellose Materialqualität und Verarbeitung. Und dank Allradantrieb ist man auch für winterliche Straßen oder den Ski-urlaub bestens aufgestellt. Und der Verbrauch? Bleibt mit 10,4 Litern pro 100 Kilometer moderat.

Was dieser Alleskönner kostet? Nun, der Cupra Ateca ist mit dem Facelift um fast 3.000 Euro teurer geworden und startet nun bei 46.330 Euro. Mit Abt-Leistungssteigerung auf 350 PS ist er ab 48.971 Euro zu haben. Mehrleistung, Tieferlegung und 20-Zöller von Abt würden sich regulär zu 9.041 Euro summieren, lassen sich im Paket aber für etwas schlankere 6.961 Euro buchen. Im hier gezeigten Abt-Trimm ist der Cupra Ateca also zu Preisen ab 53.291 Euro erhältlich. Angesichts des Gebotenen halten wir das gleichwohl immer noch für akzeptabel.