Joachim Fischer
· 20.11.2020
Audis Fünfzylinder ist eine lebende Legende. Wir fuhren den Sportmotor mit dem unnachahmlichen Sound im neuen Audi RS Q3 Sportback
Gäbe eine „Hall of Fame“ für Verbrennungsmotoren, er wäre sicher einer der Stars: Audis legendärer Fünfzylinder. Vorgestellt 1976 im Audi 100 5E befeuerte er ab 1980 auch den unvergessenen Urquattro, bescherte Audi unzählige Erfolge in der Rallye-Weltmeisterschaft und formte so seine eigene Legende. Ab 2010 wurde er acht Mal in Folge in der Kategorie 2,0 bis 2,5 Liter Hubraum zur „Engine of the year“ gewählt, dann änderten sich die Kategorien.
Aktuell ist er im TT RS und TT RS Roadster, im RS3 Sportback und der RS3 Limousine sowie im RS Q3 sowie im RS Q3 Sportback zu haben. Letzteres ist eine Liaison erster Güte, denn das wunderschön gezeichnete CUV (Crossover Utility Vehicle) des Q3 erhält so neben den sportlich-coupéhaften Linien auch einen potenten Antrieb, der die optische Verheißung einlöst.
Ein Fünfzylinder mit Benzin-Direkteinspritzung, 2.480 Kubikzentimeter Hubraum, 20 Ventile, ein Turbolader und bis zu 2,35 bar Ladedruck sorgen für satte 400 PS und 480 Nm maximales Drehmoment. Weitergereicht werden die Kräfte über die obligatorische 7-Gang-S-Tronic und den serienmäßigen Quattro-Allradantrieb an mindesten 20 Zoll, im Fall unseres Testwagens gar 21 Zoll große Options-Räder.
Man bewegt mit dem RS Q3 Sportback also eine geballte Ladung klassischer Automobiltechnik. Wozu die noch immer in der Lage ist, beweist das CUV auf unserer Messstrecke: In 4,6 Sekunden spurtet der mindestens 1.775 Kilo leichte Wagen aus dem Stand auf 100 km/h, bis 200 km/h vergehen 16 Sekunden. Schluss ist normalerweise bei abgeregelten 250 km/h, auf Wunsch und gegen Zahlung von 1.462 Euro extra geht es munter weiter bis 280 km/h. Den Überholsprint von 80 auf 120 km/h schüttelt der RS Q3 in kurzweiligen 2,8 Sekunden aus den Brennräumen. Beeindruckende Werte, noch imposanter ist allerdings das Erleben: Gestartet mit der serienmäßigen Launch Control verbeißen sich die 21-Zöller mit ihren 255/35er- Gummis dank Quattro-Allradantrieb in den Asphalt wie Piranhas in ein Filet. Man wird gnadenlos nach vorne katapultiert, die S-Tronic feuert in kurzer Folge die Gangstufen ab und der RS Q3 schiebt ohne jeden Schlupf gewaltig an. Das klappt auch jenseits der 200er-Marke noch immer eindrucksvoll.
Begleitet wird das Schauspiel von einer wirklich stein- erweichenden Soundkulisse. Da wäre einmal die aufgrund der Zündfolge von 1-2-4-5-3 schon seit Geburt rau-heisere, aufregende Stimme des Fünfers. Unterstützt wird sie im RS Q3 noch durch eine bassig tönende Auspuffanlage. Gönnt man sich zudem wie im Testwagen die zweiflutige RS Sportabgasanlage mit Klappensteuerung und zwei glänzend schwarzen, ovalen Endrohren für 975 Euro extra, kann man das Radio getrost auslassen. Dann weckt der Antrieb Erinnerungen an die Rallye-Legenden von einst.
Bleiben die Klappen zu, klingt der RS Q3 verhaltener, erinnert nicht dauernd an seine Sport-Talente, vermittelt mehr Langstreckenkomfort. Der wird noch gesteigert, wenn das Serien-RS-Sportfahrwerk gegen das optionale Fahrwerk mit Dämpferregelung nebst passendem Drive-Select-Setup für 955 Euro extra geordert wird. Das zähmt wirksam die serienmäßigen 20-Zöller und erst recht die optionalen 21-Zoll-Räder. Klar, der RS Q3 Sportback ist auch so ausgerüstet keine Sänfte, doch dafür fährt er sich gerade auf kurvigen Strecken ungeheuer agil und präzise. Die erzielbaren Kurvengeschwindigkeiten sind beeindruckend und die Traktion beim Herausbescheunigen aus engen Kehren dank Quattro-Antrieb atemberaubend.
Trotz des SUV/CUV-Konzepts erfreuen nur geringe Wank- und Nickbewegungen des Aufbaus den Sportfahrer. Ja, man spürt zuweilen das Gewicht des Wagens, doch mit der hochpräzisen Dynamiklenkung ist man dennoch immer zielgenau, direkt einlenkend und mit viel Rückmeldung ausgestattet unterwegs.
Auf schnellen Autobahnetappen überzeugt der RS Q3 Sportback mit stoischem Geradeauslauf. Der Abrollkomfort ist knackig – aber gerade das schätzen Sportmodell-Interessenten ja durchaus. Die RS-Bremsen des CUV beißen kräftig und ermüdungsfrei zu – auch wenn mehrfach aus hohen Geschwindigkeiten verzögert werden muss. Wer ab und an einen Ausflug auf die Rennstrecke schätzt, sollte allein aus Haltbarkeitsgründen aber über die optionale Keramik-Bremsanlage nachdenken.
Und der Verbrauch? Der darf einem nicht so wichtig sein. Artgerecht bewegt pendelte er sich im Test bei gut 11 Liter pro 100 Kilometer ein. Deutlich unter 10 Liter kommt man bei strikter Zurückhaltung am Gaspedal. Tritt man zu, können es auch mal 17 Liter werden.
Ausstattungsseitig gibt sich der RS Q3 Sportback vollwertig, doch das heißt nicht, dass es keine ellenlange Aufpreisliste gäbe. Wer sich hier nicht beherrscht, der treibt den ohnehin schon nicht zimperlichen Grundpreis von 63.894 Euro schnell über die Marke von 80.000 Euro. Das ist viel – auch für ein ultraschickes, hochmodernes Automobil mit einer hochemotionalen Legende als Antriebsquelle.
Test kompakt:
Der Audi RS Q3 ist ein Automobil, das Emotionen weckt – erst recht als bildschöner Sportback. Die mächtige Fahrleistung des betörend tönenden Fünfylinders geht einher mit Traktion ohne Ende dank Quattro- Allradantrieb und einer blitzschnell schaltenden S-Tronic. Wer zudem beherzt in der Optionsliste wildert, bekommt ein herrlich individualisiertes CUV in vollendeter Verarbeitung und mit höchster sportlicher Eleganz zu einem dann allerdings exorbitanten Preis.