Martin Santoro
· 19.02.2021
Der 116 PS starke Zweiliter-TDI ist im A3 die Einstiegsmotorisierung bei den Selbstzündern. Wie passt der sparsame Diesel zum luxuriösen Kompakt-Modell der neuesten Generation?
Die Rolle des noblen A3 im Kompakt-Orchester der Volkswagen-Marken scheint klar: Die Audi-Kreation ist eine feine Sache, führt der Hersteller seit den neunziger Jahren damit eine jüngere Klientel an die Marke heran. Gleichzeitig senken die kompakten Autos die bilanzrelevanten Flottenverbräuche. Auf der anderen Seite freut sich die Kundschaft über hohe Qualitätsstandards und genießt ein ausgeprägt dynamisches Fahrgefühl. Obendrein kauft man das Image der Premium-Marke zu einem vergleichsweise erschwinglichen Preis.
Auf dieser Erfolgswelle reitet der Audi A3 seit nunmehr 25 Jahren mit mehr als fünf Millionen gebauten Exemplaren. Nachdem nun die Neuauflage in vierter Generation (8Y) das Zepter übernommen hat, stellte sich die Frage, ob der edle Ingolstädter weiterhin auch zu seinen beliebten Tugenden steht. Die ersten beiden Tests sagen: Ja!
Zuletzt überzeugte der A3 Sportback als Mildhybrid 35 TFSI MHEV im Vergleichstest (GUTE FAHRT 2/2021) gegen seine ebenfalls taufrischen Verwandten VW Golf und Seat Leon. Alle drei basieren auf der jüngsten Generation des Modularen Querbaukastens (MQB Evo). Einer der wesentlichen Vorzüge dieser Konzernplattform ist, dass darauf aufbauende Fahrzeuge viel Platz bei gleichzeitig kompakten Abmessungen aufweisen und viel Raum für individuelle Gestaltung bei Design und Ausstattung ermöglichen. Dies ist einmal mehr auch beim 4,34 Meter langen Audi A3 in der klassischen Form mit steilem Heck der Fall.
So lobt unser Herausgeber im Einzeltest (GUTE FAHRT 8/2020) den 35 TDI Sportback mit vorderradangetriebenem, 150 PS starkem Vierzylinder samt komfortabler S-Tronic. Durchweg alles stimmt am Viertürer: Design, Qualität, Bedienung und Fahrdynamik, bis hin zum supersauberen und sparsamen Zweiliter-Diesel der neusten Entwicklungsstufe.
Dafür ruft Audi einen Grundpreis von 34.900 Euro. Die getestete S-Line-Version kommt auf 37.350 Euro ohne Extras. Geht kompakter Luxus für Vielfahrer noch preiswerter? Zur Klärung zwacken wir vom gleichen Zweiliter-Aggregat 34 PS Leistung ab, greifen also zum Einstiegsdiesel 30 TDI mit Handschaltgetriebe. Und schon reduziert sich die Basissumme um 5.000 Euro. Auch diese Hatchback-Version ist als schicker S-Line zu haben, eingepreist zu dann überschaubaren 32.350 Euro.
Für diese Summe kommt der A3 bereits mit umfangreichem Optikpaket, coolen 17-Zoll-Rädern und Sportfahrwerk. Den Testwagen ergänzen empfehlenswerte Matrix- LED-Scheinwerfer (1.590 Euro), eine Alu-Dachreling (300 Euro) und die expressive Lackierung in Turboblau zu günstigen 350 Euro.
Von hoher Wertigkeit zeugt auch der Innenraum. Das Platzangebot ist gewohnt gut, auch das Kofferraumvolumen entspricht mit 380 bis 1.200 Litern alltäglichen Anforderungen. Guten Reisekomfort genießen die Passagiere im Fond auch dank luftiger Beinfreiheit.
Das Cockpit ist fahrerorientiert ausgerichtet und Audi-typisch modern gestaltet. Durch das Paket Interieur S-Line mit Sportsitzen (1.700 Euro) plus Lederausstattung (1.300 Euro) und Drei-Zonen-Klimaanlage zu 890 Euro, hebt dieser A3 gefühlt die Passagiere in den vollumfänglichen Wohlfühl-Olymp. Mit dem Business-Paket (2.800 Euro) samt MMI-Architektur und großem Digital-Cockpit verfeinert Audi den Arbeitsplatz mit bedienungsfreundlichen Funktionen, die das Fahren zum genussvollen Erlebnis machen. Hierzu trägt klar auch der Motor bei.
Kraftvoll und enorm sparsam
Durch Image-Verluste bei den Selbstzündern wählen Autokäufer derzeit häufiger Benziner. An der Sinnhaftigkeit dieser Entwicklung kommen mit dem Einstiegs-Diesel eher Zweifel auf. Denn der A3 30 TDI fährt im Test herrlich sparsam und kraftvoll. Der Direkteinspritzer liefert seine Höchstleistung von 116 PS zwischen 2.750 und 4.250 Touren an die Vorderräder. Das volle Drehmoment von bulligen 300 Nm liegt ab niedrigen 1.600/min konstant an. Für den Alltag im 1,4 Tonnen schweren Audi langt das allemal. So wirkt der Selbstzünder im unteren Drehzahl- und Geschwindigkeitsbereich druckvoll-souverän und stärker als das Datenblatt verheißt. Den Sprintwert null/hundert knackt der 30 TDI in 10,6 Sekunden. Auf der Autobahn fehlt es jenseits von 160 km/h zwar etwas an Kraft, dennoch schafft der A3 Tempo 206.
Ebenso beachtlich ist der Verbrauch. Audi gibt einen WLTP-zertifizierten Durchschnittsverbrauch von 4,6 l/100 km an – unser Testverbrauch ist mit 5,3 Litern demnach nur geringfügig höher. Mit Bedacht sparsam gefahren, konnte der Audi die Herstellerangabe dagegen um gut einen Liter unterbieten. Auch sportlich gefahren blieb er vergleichsweise zurückhaltend: Hier lag der Schnitt bei 6,4 Litern. Bravo!
Der kleinste Diesel kommt – gleich wie die schwächer motorisierten Golf-Modelle – mit Verbundlenker- statt mit Mehrlenkerhinterachse der stärkeren Versionen. Aber trotz günstigerer Lösung funktioniert das in Zusammenarbeit mit dem knackigen Sportfahrwerk ausgesprochen gut. Der Neuling federt aufmerksam komfortabel über Schlaglöcher und Bodenwellen, bleibt dabei eher auf der straffen Seite. Das Setup überzeugt. Das gilt auch dann, beim Strecke Machen mit hohem Tempo. Herrlich, wie er dabei gelassen und stoisch geradeaus läuft, als ginge es mit 80 km/h über Landstraßen. Der Audi A3 liegt satt und souverän. Das geht auch auf das Konto der sportlichen Bereifung mit optionalen 18-Zoll-Rädern, für die wir eine klare Empfehlung aussprechen. Sie fördern in Sachen Querdynamik eine gute Seitenführung, sodass der Kompakte ausreichend Querkräfte aufbaut, zudem enorm spontan einlenkt. Die hinzu gebuchte Progressivlenkung (250 Euro) ist direkt und vermittelt reichlich Rückmeldung. Das passt zur sportlichen Betonung des Gesamtkonzeptes ebenso wie die hervorragenden Bremsen, die jederzeit Herr der Lage sind.
Großes Assistenz-Angebot
Solide Unterstützung ab Werk gibt es von Seiten der Assistenten. Eine City-Notbremsfunktion, die Radfahrer und Fußgänger erkennen kann, steckt ebenso im A3 wie der Ausweichassistent und der Spurverlassenswarner. Weitere, optionale Assistenten decken das gesamte Spektrum elektronischer Hilfestellung ab: Eine Spur- und Ausstiegswarnung kombiniert Audi mit einem rückwärtigen Radarsystem, das vor Querverkehr warnt (530 Euro). Tempo-Limits erkennt der A3 über sein Kamerasystem und passt die Geschwindigkeit danach an (250 Euro). Nahezu vollumfänglich wird die Unterstützung mit adaptivem Geschwindigkeits- (580 Euro) und Fahrassistenten (240 Euro) sowie der Rückfahrkamera zu 410 Euro.
Der Audi A3 30 TDI ist ein Auto für Genußmenschen, die Premium-Vorzüge in der Kompaktklasse schätzen, dabei aber nicht auf überbordende Leistung angewiesen sind.
Test kompakt:
Es sind nicht immer die starken Motorisierungen, die ein Auto begehrlich machen. Das Gesamtpaket muss stimmen. Und das ist beim Audi A3 30 TDI zweifellos der Fall. Der Neue verwöhnt mit Top-Qualität, feinstem Design und auf Wunsch mit Oberklasse-Extras. Darüber hinaus passt der drehmomentstarke, laufruhige und äußerst sparsame Diesel ausgezeichnet zu den herausragenden Komforteigenschaften.