Martin Santoro
· 03.07.2021
Der progressiv gestylte A1 Citycarver 30 TFSI gibt sich als Allrounder im Offroad-Look. Wegen verschärfter Abgasnorm kommt er zum Modelljahr 2021 mit sechs PS weniger Leistung. Schränkt das seine Qualitäten ein?
Hochbeiner im Offroad-Look erfreuen sich unablässig wachsender Beliebtheit, so folgt auch der kleinste Vertreter im Audi- Gewand dieser trendigen Strömung. Dass der A1 Citycarver mit der SUV-Riege optisch durchaus mithalten kann, zeigt er im Vergleich zu seinen Konzernbrüdern VW T-Cross, Seat Arona und Skoda Kamiq. Als Quartett mischen sie allesamt in der Viermeter-Abteilung mit und teilen sich eine gemeinsame Basis (A0-Plattform) im Modularen Querbaukasten. Erfolgreich weiß der Citycarver jedoch die engen verwandschaftlichen Verhältnisse zu kaschieren. Die Ingolstädter Autobauer haben den kleinsten Audi im Offroad-Dress als adretten und superagilen Crossover positioniert – für all jene, die einen schicken Auftritt mit Premiumbonus schätzen. Bereits im Stand soll der Citycarver mit Strahlkraft die Lebensgeister wecken.
Die Rezeptur scheint einfach. Sein Modellbruder A1 Sportback lieferte die sportlich-straffe Design-Vorlage mit breiter Spur und kurzen Überhängen, die in typischer SUV-Manier mit hemdsärmeliger Offroad-Optik veredelt wurde. Die im Gegensatz zum A1 um vier Zentimeter größere Bodenfreiheit resultiert beim Stadt- Kraxler aus einem höhergelegten Fahrwerk mit mehr Federweg sowie Rädern mit einem größeren Durchmesser, die auf 16-Zoll-Felgen basieren. Beim Sportback gehören 15-Zoll-Felgen zur Grundausstattung. Zudem trumpft der Citycarver mit farblich abgesetzten Schwellern und Radläufen sowie einem angedeuteten Unterfahrschutz, der in Edelstahllack glänzt. Vor allem der große schwarze Kühlergrill mit spezifischem Gitter, wie bei einem echten Audi-SUV acht- statt sechseckig ausgeführt, buhlt um Aufmerksamkeit. Betont wird die Frontmaske von zwei markanten Lüftungsschlitzen zwischen Motorhaube und Grill. Einen Touch Sportlichkeit spendet der konturierte Dachkanten-Spoiler aus dem S-Line-Repertoire.
Jenseits seiner feschen Optik, die seit der Markteinführung im Herbst 2019 viel Zuspruch findet, offeriert Audi den A1 Citycarver unter anderem als 30 TFSI. Vom Start weg leistete sein Einliter-Dreizylinder-Turbo 116 PS bei 5.000 bis 5.500 Touren. Dass die nominelle Leistung mit dem Modelljahr 2021 um sechs PS reduziert wurde, liegt schlicht an der folgsamen Erfüllung der jüngsten Abgasvorschriften nach Euro 6 AP. Mit dem Absenken der Leistung geht ein leicht verändertes Drehzahlniveau einher, so dass nun bei 5.500/min die gebotenen 110 PS anliegen. Das Drehmoment von 200 Newtonmetern bei 2.000 bis 3.500 Umdrehungen ist hingegen gleich geblieben.
Mit 88 Kilogramm ist der Motor ein Leichtgewicht
Die intensive Beschäftigung mit der überarbeiteten Maschine (EA211 Evo) zeigt, dass der Leistungsverlust in der Fahrpraxis nicht ins Gewicht fällt. Die Spurtstärke leidet kaum und nur im direkten Vergleich wären Unterschiede überhaupt auszumachen. Unsere sorgsam ermittelten Fahrleistungswerte erlauben eine Gegenüberstellung der Papierzahlen mit dem Vorgänger aus GUTE FAHRT 6/2020. Wobei deutlich wird, dass der ehemals stärkere Citycarver beim Spitzentempo sieben km/h schneller war. Im normalen Verkehrsalltag gibt sich der Youngster subjektiv aber genauso agil und freudvoll wie der Vorgänger.
Der Antritt ist im Vergleich zum Vorläufer unverändert gut. Auf Wunsch lässt sich die Akustik des kehlig knurrigen Motors – mittels zuschaltbarem Soundaktor über den Drive Select-Schalter (beides im Dynamik-Paket) – um eine noch kernigere Note verstärken. Schön sportlich wird der Sound ab 4.000/min. Aus dem Stand ermittelten wir bei dem nur als Fronttriebler angebotenen A1-Cowboy eine Beschleunigungszeit von 10,6 Sekunden, womit er den Audi-Wert marginal um ein Zehntel verfehlt. Damit ist der Crossover zwar kein Sportwagen, zeigt sich im Cityverkehr gleichwohl mehr als angemessen motorisiert. Fahren mit ihm bereitet eine Mordsgaudi, zumal der TFSI sehr aufmerksam am Pedal hängt. Die Drehfreude des Motors portioniert das flink schaltende S-Tronic-Getriebe (optional). Gleichwohl verliert der aktuelle Citycarver im Standardsprint 0,7 Sekunden gegenüber dem Vorjahres-Modell, was nicht allein sechs PS zugeschrieben werden kann. Der Blick auf die technischen Daten bestätigt unseren Verdacht: Neben der Leistung wurde auch die Getriebeabstufung nachjustiert. Auch dies führt zu einem günstigeren Verbrauch.
Sparsamer Stadt-Flitzer
Im Testschnitt genehmigte sich der 30 TFSI, übrigens die mittlere Motorisierung beim Citycarver, mit 6,7 Litern 0,2 Liter weniger als beim Test des Vorjahres-Modells. Auch die Minimal- und Maximal-Verbräuche von 4,5 beziehungsweise 8,6 Liter Superbenzin liegen unter dem zuletzt bewerteten Modell mit mehr Leistung. Damit zeigt sich, dass der neue 30 TFSI über das zeitgemäß richtige, weil schadstoffärmere und zudem effizientere Motorkonzept verfügt.
Guten Gewissens wenden wir uns dem Fahreindruck zu. Und ja, beim Citycarver bestätigt sich erneut die Formel: Fahrfreude braucht keine Leistungsexzesse! Das straffe, gleichwohl nicht unkomfortabel abgestimmte Fahrwerk schafft einen guten Kompromiss aus Langstreckentauglichkeit und Agilität. Mit seinen schaltbaren Dämpfern aus dem Dynamik-Paket gelingt überdies eine fühlbare Spreizung zwischen Komfort und Sport. Kurven durcheilt der Audi trotz der Höherlegung mit wenig Seitenneigung und hoher Fahrstabilität. Auch die elektromechanische Lenkung vermittelt ein gutes Fahrgefühl, ohne von extremen Rückstellkräften Gebrauch zu machen. Ebenso präzise operieren die Bremsen: feinfühlig in der Dosierung und souverän beim Verzögern.
Diese Qualitäten sind nicht günstig. Bei einem Preis ab 25.600 Euro können viele verlockende Extras die Anschaffungskosten deutlich in die Höhe treiben, wie der Testwagen unter Beweis stellt. Immer eine gute Empfehlung bei Audi sind die MMI-Navigation Plus (1.510 Euro) mit Touch-Display, die Zwei-Zonen-Klimaautomatik zu 400 Euro und das Digitalcockpit (150 Euro), das zahlreiche Ansichten ermöglicht.
Für preisorientierte Käufer gibt es sicher günstigere Kleinwagen-Crossover – diese sind aber selten derart schick, wertig und drüber hinaus so harmonisch abgestimmt wie der Audi A1 Citycarver.